1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 12.05.15
TSG erreicht trotz erheblicher Personalmisere den vierten Platz in der Handball-Oberliga. Die TSG A-H Bielefeld hat trotz mannigfaltigen Verletzungspechs Platz vier in der Abschlusstabelle der Handball-Oberliga erreicht. »Viele Dinge sind richtig gut gelaufen«, würdigt Teammanager Matthias Geukes den Zusammenhalt im Team, der personelle Schwächungen übertünchte.

Nach dem Abstieg aus der 3. Liga hat die TSG ihr Primärziel erreicht. »Wir sind da angekommen, wo wir ankommen wollten. In der Spitzengruppe der Oberliga«, sagt Matthias Geukes. Um kurzzeitig in den Konjunktiv abzugleiten. »Wer weiß, was passiert wäre, hätten sich nicht so früh ein Calle Wagner oder auch ein Phil Holland verletzt. Mit voller Kapelle hätten wir Volmetal wohl bis zum Schluss den Aufstieg streitig machen können.« Einzig Pascal Welge und Fabian Schnorfeil waren in allen 26 Begegnungen dabei.

Wagners frühes Aus
Schon am zweiten Spieltag kam für Carl-Moritz Wagner das Aus: Kreuzbandriss. Damit war der TSG nicht nur ein Kreisläufer weggebrochen, sondern auch eine Führungspersönlichkeit. Ein Eckpfeiler des 6:0-Innenblocks. »Er ist ein Leader, ein Motivator. Einer, der alle emotional mitreißen kann«, sagt Trainer Michael Boy über seinen Kapitän, der es nach seinem Comeback noch auf insgesamt sechs Einsätze brachte. Geukes stellt in diesem Zusammenhang die Reaktion der Mannschaft heraus, die sich »zusammengerauft« und »den Ausfall überragend kompensiert« habe. Der Trainer, der mit zunehmender Zeit zum Improvisator mutierte, bläst ins gleiche Horn: »Die Jungs haben sich mega-reingekämpft.« Mit Julian Stübber gesellte sich ein weiterer Kreuzbandriss ins Lazarett.

Gänsehaut-Spiele
Vor allem die beiden Partien gegen den TuS Spenge hielten für Boy Gänsehautmomente bereit. 1540 Zuschauer sahen den 26:25-Erfolg in der Seidensticker Halle. Die emotionalsten Szenen hat Johann-David Starck mit der Kamera eingefangen und im aktuellen Imagevideo verarbeitet. Inzwischen hoffähig geworden ist Boys taktisches Mittel, im Angriff eine Unterzahlsituation durch die Herausnahme des Torhüters auszugleichen. Auch die »aus der Not geborene« (Boy) 5:1-Deckung mit dem wuseligen Nils Strathmeier als Störenfried davor soll als Alternative weiter verfeinert werden.

Sieben Trainer-Kisten
Dass das Torwartgespann Pascal Welge/Kevin Becker das vielleicht beste der Liga war, mit einer versierten Deckung davor, sollte Boy im Portemonnaie spüren. »Ich habe viele Kisten springen lassen müssen«, stöhnt der. Die Abmachung vor der Saison lautete: Bei unter 25 Gegentoren samt Bielefelder Sieg muss der Coach zahlen! Das passierte im Saisonverlauf stolze sieben Mal. Lange war die TSG die deshalb die Nummer eins in der Gegentor-Statistik – und wäre es ohne die beiden negativen Ausreißer in Augustdorf (23:33) und in Ahlen (30:38) wohl auch bis zum Schluss geblieben. So stehen 699 Gegentreffer zu Buche. Meister Volmetal (678), Augustdorf / Hövelhof (686) und Senden (695) stehen etwas besser da.

Achsen entwickeln sich
»Wir haben eine erfolgreiche Saison gespielt«, stellt Michael Boy fest. »Nach einem Abstieg weiß man erstmal nicht, wo man steht. Und wir mussten ja einen komplett neuen Rückraum installieren.« Obwohl nie zweimal hintereinander die identische Formation spielen konnte; das Kleingruppentraining zeigt zunehmend Fortschritte. Geukes: »Die Achsen sind dabei, ein blindes Verständnis zu entwickeln. Da entwickelt sich jetzt was.«

Start am 22. Juni
Der Trainer hat die Vorbereitung auf die neue Serie längst festgezurrt. Am 22. Juni beginnt die erste vier Wochen währende Phase. Nach einer kurzen Pause geht’s vom 1. August an in die Vollen. Hinsichtlich der Definition eines Saisonziels hält der Trainer sich vornehm zurück. »Diese Saison hat ja gezeigt, was alles dazwischenkommen kann.« Deshalb wünscht Boy sich in erster Linie auch nur, »dass die Jungs gesund durchkommen. Nochmal so ein Seuchenjahr brauche ich so schnell nicht wieder.«

In der Breite besser
Teammanager Geukes wagt einen optimistischen Ausblick. »Ich sehe uns in der kommenden Saison in der Breite besser aufgestellt. Wir haben viele Möglichkeiten, um zu variieren.« Zu den Neuzugängen Dominik Schmidt (TuS Möllbergen) und Lukas Schulz (SpVg. Steinhagen) wird sich Ende der Woche womöglich ein weiterer Rückraumspieler gesellen. Matthias Geu­kes: »Wir haben das Potenzial, um wieder oben anklopfen zu können. Auch wenn die Saison 2015/16 angesichts starker Absteiger aus der 3. Liga sicherlich nicht einfacher wird.«

Die Saison in Zahlen
Torschützen: Phil Holland (111/3), Tobias Fröbel (82/1), Luca Werner (80/22), Leon Prüßner (73/23), Nils Prüßner (68), Daniel Meyer (65/21), Marcel Ortjohann (58), Fabian Schnorfeil (40), Julian Stübber (40), Nils Strathmeier (39), Carl-Moritz Wagner (31), Dennis Gote (12), Alexander Wiese (12), Albert Kreismann (3), Matthias Geukes (1), Henrik Ortmann, Johann-David Starck.

Das Gros der Siebenmeter teilen sich Leon Prüßner (23/27, 85 Prozent), Luca Werner (22/25, 88 Prozent) und Daniel Meyer (21/29, 72 Prozent). Zeitstrafenkönige sind Tobias Fröbel und Nils Prüßner mit je 20 Zeitstrafen in 22 Spielen.

Zusammen mit dem TuS Volmetal ist die TSG die heimstärkste Mannschaft der Oberliga gewesen (beide 22:4 Punkte). Auswärts (10:16) klappte es dafür weniger gut.

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