1. Herren | Westfalen-Blatt (Arndt Wienböker) | 08.12.14
Torwart-Dino will bis Saisonende in Jöllenbeck weitermachen – TSG wird eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Am Ende gab es stehende Ovationen für die Jürmker, ein seltenes Bild von dem gewöhnlich zurückhaltenden Publikum in Jöllenbeck. Der 28:23 (14:13)-Heimsieg des TuS 97 im Oberliga-Derby gegen die TSG A-H Bielefeld setzte nicht nur auf den Rängen Emotionen frei.

»Ein geiles Gefühl«, jubelte Linkshänder Hermann Hippe unmittelbar nach dem Abpfiff am Freitagabend. »Wir waren klar besser und haben der so hoch gelobten TSG den Schneid abgekauft.« Da wollte Kapitän Leon Ludwigs, der nicht nur klug Regie führte, sondern mit acht Toren auch der erfolgreichste Schütze des Derbys war, natürlich nicht widersprechen. »Spielerisch waren wir besser. Wir haben unser Ding durchgezogen und verdient gewonnen. Das gibt Auftrieb.«

Jürmker Dominanz

Bissiger, ideenreicher, effektiver: Jöllenbeck dominierte das Derby eigentlich die ganze Zeit, konnte die optische Überlegenheit aber erst in der Schlussphase entscheidend nutzen. Bis zum 23:23 (53.) blieb die TSG auf Tuchfühlung. Dann parierte der immer stärker werdende Altmeister Jörg-Uwe Lütt im TuS 97-Kasten einen »Not-Dreher« von Leon Prüßner. Benjamin Zöllner und Ludwigs brachten die Jürmker wieder auf Kurs, Hippe machte mit dem Treffer zum 26:23 (59.) alles klar. Der Rest war Jöllenbecker Schaulaufen und ein enttäuschter Favorit, der dieser Rolle nie gerecht werden konnte. »Wir haben unsere Leistung nicht auf den Platz bringen können. Die leichten Tore, die Jöllenbeck gemacht hat, haben uns gefehlt«, bilanzierte TSG-Kapitän Tobias Fröbel, der im WB-Interview vor dem Derby das Ergebnis richtig getippt hatte – nur andersherum. Das wurmte logischerweise auch TSG-Trainer Michael Boy. »Wir haben überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel gefunden. Der TuS 97 hat das Derby angenommen, wir nicht. Außerdem hat Lütti dem einen oder anderen von uns am Ende den Schneid abgekauft.« Besagter Lütti (Jörg-Uwe Lütt) spielte in der zweiten Halbzeit seine ganze Erfahrung aus und erntete ein Sonderlob von seinem Trainer Walter Schubert: »Lütti hat ganz wichtige Dinger gehalten. Die Abwehr hat insgesamt super gestanden.«

»Bundesliga-Gefühle«

Torwart-Dino Lütt hatte seinen Spaß am (fairen) Derby und der Kulisse – 1200 Zuschauer; eine stolze Zahl. »Da kamen nochmal Bundesliga-Gefühle auf«, schmunzelte der 50-Jährige, der seinen Vorderleuten ein dickes Kompliment aussprach: »Die Mannschaft hat fantastisch gespielt, eine exzellente Leistung.« Lütt und Jöllenbeck: Alles deutet nun darauf hin, dass diese – eigentlich bis Weihnachten vereinbarte – Zusammenarbeit bis zum Saisonende fortgeführt wird. Der ehemalige Nationaltorwart teilte dem TuS 97 am Freitagabend mit, dass er gerne helfen wolle. Lütt: »Ich habe die Jungs echt lieb gewonnen. Das gesamte Umfeld gefällt mir. Das ist wie ein Jungbrunnen für mich. Darum habe ich dem Verein gesagt, dass ich gerne bis Saisonende weiterspiele, wenn das gewünscht ist.« Das scheint der Fall zu sein, denn wie wichtig Lütt als »Backup« für David Weinholz sein kann, wurde im Derby deutlich.

Kaum TSG-Gegenstöße

Gegen die 3:2:1-Deckung der Jürmker mit »Michel« Niehaus als Indianer vor der Abwehr fiel dem hoch gehandelten TSG-Rückraum in der ersten Halbzeit nichts ein. »Wir haben das Spiel aber nicht im Angriff verloren«, meinte Michi Boy und spielte damit auf die inkonsequente Deckungsarbeit an, die kaum einen Ball erobern konnte. So kam die TSG auch nicht in den Gegenstoß. Im Positionsspiel fehlte den Gästen zudem das Konzept und die Durchschlagskraft – 23 Derbytore sind absolut nicht ausreichend.

Nach der Pause versuchte es die TSG in der Abwehr mit Nils Strathmeier als vorgezogenen Störenfried gegen Leon Ludwigs. Das schmeckte den Jürmkern nicht besonders. »Zum Glück hat die TSG in den letzten zehn Minuten wieder auf 6:0 umgestellt, da konnten wir unser Spiel aufziehen«, urteilte Schubert, dessen Team nun bis auf einen Zähler an den Stadtrivalen herangerückt ist.

Geukes nachdenklich

Während sich der TuS 97 nach drei Siegen in Folge und nun 11:9 Punkten deutlich im Aufwind befindet, hat die TSG (12:8 Zähler) zwei Pleiten in Folge kassiert und dabei die Reife einer Spitzenmannschaft vermissen lassen. »Jöllenbeck hat handwerklich soliden Handball gespielt und einfach mehr Bock aufs Derby gehabt. Das macht schon nachdenklich«, sinnierte TSG-Teammanager Matthias Geukes, der lediglich den Einstand von Linkshänder Dennis Gote (drei Tore) und die Leistung von Keeper Kevin Becker nach der Pause als »Lichtblicke« bezeichnete. Geukes: »Die Jungs haben ja selbst ein Anspruchsdenken. Dem sind sie nicht gerecht geworden. Ich hatte gedacht, dass wir schon ein Stück weiter sind.«

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