Diesmal gibt´s keine Schlupflöcher wie in den Vorjahren. Weder die Insolvenz eines anderen Klubs noch Punkte am grünen Tisch können mehr helfen. Sechs Spieltage vor dem Abpfiff der 3. Liga wird der Abstieg der TSG A-H Bielefeld an diesem Samstag an der Nordsee auch rechnerisch besiegelt.

In der Nordfrost-Arena gibt´s kein Pardon. Der Wilhelmshavener HV hat nach sieben Siegen und drei Unentschieden in Folge neue Angriffslust entwickelt und wird gewiss nicht gewillt sein, ausgerechnet der »Schießbude« der Liga – minus 132 Tore nach inzwischen 0:22 Punkten in Folge – das Erfolgserlebnis zu schenken, nach dem die Mannschaftsseele so schmachtet. Die TSG ist gefangen in einem Strudel von negativem Stress. Die Wissenschaft sagt dazu: Distress.

Tabellenplatz zermürbt
Eine Herausforderung für den Coach. »Wir müssen rausfinden, warum das so ist«, rätselte Trainer Michael Boy direkt nach dem 19:31 gegen Hagen und lieferte zwei schlüssige Erklärungen gleich mit. »Das Resultat einer langen Saison. Der Tabellenplatz ist in den Köpfen drin. Wenn du immer wieder verlierst, zermürbt das einfach auf Dauer.« Auf jeden Fall will Boy einen Zustand des Schon-mit-der-Saison-abgeschlossen-Habens abwenden. »Wir dürfen uns nicht mit dem Ist-Zustand abfinden. Wenn du diese Stimmung mit in die neue Saison nimmst, wird der Neustart ungleich schwerer.« Apropos: Boy bewunderte das Publikum im Heeper Dom für seine Leidensfähigkeit. »Da hat´s am Ende immer noch welche gegeben, die geklatscht haben.«

Ein 19:31 mit Spuren
Kopfsache hin oder her – Teammanager Matthias Geukes appelliert an die Protagonisten, sich nicht auf möglichen Erklärungen auszuruhen. »So eine Niederlage geht an keinem spurlos vorbei. Wir brauchen keinen großen Bahnhof draus zu machen. Ist doch klar, dass die Erwartungshaltung der sportlichen Leitung und der Spieler an sich selbst eine andere ist. Es ist eine schwierige Situation. Die Mannschaft muss sich jetzt an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen.« Basis dafür: Die Spieler müssten weiter bereit sein, an sich zu arbeiten und den Anspruch haben, sich zu verbessern. »Wir machen sportlich nicht, was wir gut können. Aber nur daraus lässt sich Selbstvertrauen gewinnen.«

Den Hebel umlegen
Den Hebel umlegen. Aber wie? »Es gibt so viele Hebel, die umgelegt werden müssen – so viele Hände gibt´s gar nicht«, sagt Carl-Moritz Wagner grimmig, der ausdrücklich Michael Boy den Rücken stärkt. »Den Trainer trifft keine Schuld.« Was Wagner am Samstag mächtig wurmte: Wenn schon »spielerische Basics« nicht vorhanden seien, könne eine Mannschaft wenigstens kämpfen. »Abwehr ist Einstellungssache«, urteilt er vielsagend über die gezeigte Einstellung beim Tabellenletzten. Der angestrebte »weiche Fall«, eingeleitet mit Verpflichtungen wie Nils Prüßner (HL Lemgo II), Pascal Welge oder Phil Holland (beide GWD Minden II), die der Mannschaft 2014/15 eine mehr als anständige sportliche Perspektive in der Oberliga versprechen – er wird vom aktuellen Jahrgang in der Schlussphase der Saison mit einer drohenden Bruchlandung flankiert.

Luca Werner ein Thema ?
Mit Johannes Krause kommt der TSG nun auch noch ihr »Dauerbrenner« abhanden. Er folgt seiner Freundin, die im Ruhrgebiet ein Referendariat beginnt. Krause spielt schon in der zweiten Saison nahezu durch. Geeignete 1,97 Meter für den halblinken Rückraum spielen seit November 2013 beim norwegischen Erstligisten Follo HK. Der Ex-Lemgoer Luca Werner, am Samstag 23 Jahre alt geworden, ist ein echter »Bielefelder Jung« und wäre wohl ein perfekter Krause-Nachfolger. »Wenn Luca wieder in Deutschland spielen möchte und zurückkommt, reden wir gerne mit ihm«, sagt Geukes ausweichend – über Dritte soll eine Kontaktaufnahme bereits erfolgt sein. Eine TSG-Anfrage hat zudem Steffen Rohlfing (LIT Handball NSM) erreicht.

TuS 97 am Limit
Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck hat durch das 29:29 bei der HSG Menden-Lendringsen in Anbetracht des kleinen Kaders ein achtbares Ergebnis erzielt. Mit 27:15 Punkten nehmen die Jürmker Tabellenplatz vier ein. Trainer Walter Schubert hofft in den verbleibenden fünf Spielen auf weitere Zähler auf der Habenseite und wirft einen Blick auf die Vorsaison, als der TuS 97 am Ende mit 34:18 Punkten Vizemeister wurde. »Wir können dieses Ergebnis rein punktemäßig noch toppen. Das wäre ein großer Erfolg – unabhängig davon, welcher Platz dabei herausspringen würde.« Da das Restprogramm einige knifflige Aufgaben mit sich bringt, müsste der Jöllenbecker Minikader schon am Limit spielen, um dieses Ziel zu erreichen.

Oberliga-Träume
Die Verbandsligafrauen aus Jöllenbeck dürfen derweil mehr denn je vom Aufstieg in die Oberliga träumen. Vier Spieltage vor Schluss steht das Team von Trainer Sebastian Cuhlmann dank der Schützenhilfe von Stadtrivale HT SF Senne wieder an der Tabellenspitze. »Jetzt haben wir alles selbst in der Hand, aber jedes einzelne Spiel hat in dieser ausgeglichenen Liga seine eigene Brisanz«, sagt der TuS 97-Coach. Die Gegner, die sich den Jürmkerinnen noch in den Weg stellen, stecken alle im Abstiegskampf: Minden-Nord II, Wettringen, EURo und Senne. Cuhlmann appelliert: »Wir wissen, dass wir alle Spiele gewinnen können, müssen jetzt aber die Ruhe bewahren und von Woche zu Woche denken.«

Cuhlmann bleibt
Der Aufstieg ist nun jedenfalls das erklärte Ziel. »Natürlich wollen wir jetzt auch Erster bleiben. Die Mannschaft ist willig und reif für die Oberliga«, versichert »Seppl« Cuhlmann. Der Erfolg sei das Ergebnis intensiver, konzeptioneller Arbeit. »Die Mädels wollten vor der Saison eine dritte Trainingseinheit. Die haben sie bekommen und die wird mit einer hohen Intensität wahrgenommen. Das zeigt, wie ehrgeizig und erfolgshungrig diese junge Mannschaft ist.« Unabhängig davon, ob der Aufstieg gelingt (»Es besteht keinerlei Verpflichtung«), wird Cuhlmann auch in der nächsten Saison das Team trainieren. Bis auf eine Ausnahme liegen zudem von allen Spielerinnen des jetzigen Kaders die Zusagen vor. »Wir planen weiter mit den eigenen Leuten und würden uns der Herausforderung Oberliga stellen.«
In Senne werden unterdessen alle Kräfte mobilisiert, um die Verbandsliga zu erhalten. Unter Trainerin Corinna Theele feierte das Handball-Team aus dem Bielefelder Süden zuletzt vier Siege in Folge und hat den Klassenverbleib wieder selbst in der Hand.

Harsewinkels Rückschlag
Rückschlag für die TSG Harsewinkel im Oberliga-Aufstiegskampf: Der Tabellenführer fühlte sich beim 27:31 gegen die HSG Hüllhorst nicht nur von den Unparteiischen benachteiligt. »Wir haben mehr als nur ein Spiel verloren«, grämte sich Trainer Hagen Hessenkämper. Mit Moritz Schneider und Florian Öttking (beide Rote Karte mit Eintrag) fehlen der TSG am Freitag im Derby gegen HSG Gütersloh zwei wichtige Stammspieler. Und der siebenfache Torschütze Carsten Kappelt zog sich in der Schlussphase eine Knieverletzung zu.

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