TSG Webteam | 05.04.20
Hervorragende Jugendarbeit hat Tradition. Bereits das Gründungsjahr der TSG Altenhagen-Heepen brachte eine der leistungsstärksten männlichen A-Jugendmannschaften in der langjährigen Vereinsgeschichte hervor.

In der Spielserie 1986/87 wurde erstmalig ein Team aus Akteuren des TSV Altenhagen 03 sowie der SV Heepen unter neuem Namen vereint. Stand man sich in vielen Jahren zuvor immer wieder als Konkurrenten und Lokalrivalen gegenüber, so galt es nun die Geschichte neu zu schreiben. Auch wenn viele Akteure der damals formierten Mannschaft tagsüber wie selbstverständlich gemeinsam die Schulbank des Gymnasiums Heepen drückten, so bestimmten zunächst auch Skepsis und Unmut neben Neugier und Erfolgswillen das Geschehen auf dem Handballparkett. „Wie viel Spieler stehen von Altenhagen auf dem Platz und wie viel von Heepen? Welcher Vereinszweig hat mehr Tore erzielt? Wer besetzt die Königsposition? Welche Farbe haben die Trikots?? Und, und, und ?

Der erste gemeinsame Auftritt fand in der Vorbereitungsphase bei einem Rasenplatzturnier des TuS Spenge statt. In rot-weisen Trikots und blau-gelben Shorts, einer Kombination, die Lagerfeld, Gucci und Versace den Puls auf jenseits der 200 Schläge getrieben hätte, wurde das Sportereignis mit wenig Mühe als Sieger beendet. Es war gleichzeitig der Moment der gemeinsamen Erkenntnis, dass man eigentlich eine ziemlich gute Truppe am Start hatte, um die Serie mit nicht weniger Ansprüchen als dem Maximum anzugehen, und das war der Titelgewinn.

Die Spielklasse der Serie 1986/87 war die Bezirksliga Ostwestfalen. Heutzutage mag der ein oder andere bei dieser Vorstellung schmunzeln, seinerzeit war dies jedoch die höchste Liga im Jugendbereich. Mannschaften wie GWD Minden oder TBV Lemgo, die heute z.T. ohne Qualifikation für die Jugend-Handball-Bundesliga (JHBL) gesetzt sind, fanden sich genauso in dieser Klasse wieder wie die Vertretungen heutiger Drittligisten aus Spenge und Nordhemmern (LiT Tribe) sowie die Lokalrivalen vom TuS Brake und TuS 08 Senne I. Doch nicht nur die Vereinsnamen verhießen einen tollen Handballsport, auch einige Spielernamen der gegnerischen Mannschaften lasen sich anschließend wie das „who is who? der ostwestfälischen Handballszene. Prominentester Akteur sicherlich Volker Zerbe vom TBV Lemgo, der seinerzeit bereits parallel im Herren-Bundesligateam Erfahrung sammelte. GWD lief unter anderem mit den späteren Bundesligaakteuren Volker Hoffmann und Lars Fürhölter auf sowie den ebenfalls für das Zweitligateam der TSG aktiven Guido Klöpper und Peter Gerfen. Der TuS Spenge schickte u.a. Heiko Ruwe und Heiko Holtmann ins Rennen, die nach wie vor selber oder deren Nachwuchs in unserer Region für Furore sorgen.

Die männliche A-Jugend der TSG Altenhagen-Heepen wurde geleitet von einem Trainernovizen, Hartmut „Max? Rittersberger. Welcher Spieler jedoch geglaubt hat, die erste Trainerstation diene vor allem der Sammlung von Erfahrung, wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Getreu dem Motto der NASA „Failure is no Option? gab es auch für die Mannschaft eine klare Regel „Ab 9 Meter ist Krieg, da brennt der Raum!?. Der Begriff Defensivarbeit bekam plötzlich eine physische Bedeutung und die unzähligen Laufeinheiten wirkten wohltuend, den Schmerz der jeweils vorherigen Trainingsstunde zu überdecken. Bei aller Frotzelei, es war exakt die richtige Trainingsmischung, um aus einer Ansammlung von talentierten Spielern ehemals rivalisierender Vereine ein Team zu bauen, dass sich dem Ziel des sportlichen Erfolgs untergeordnet hat ohne dabei die kulturellen Aspekte zu vernachlässigen.

Die Chronologie der Spielzeit ist schnell erzählt. Nicht eine Partie ging verloren und die Serie wurde mit 41:3 Punkten vor GWD Minden als Ostwestfalen-Meister abgeschlossen. Dennoch sind einige Begegnungen nachhaltig in Erinnerung geblieben.

Der erste Punktverlust im Heimspiel gegen das ebenso verlustpunktfreie GWD am 4. Spieltag. Das Endergebnis lautete 16:16 und keines der Teams wusste danach so recht, ob es sich freuen oder einem eventuell doppelten Punktgewinn hinterhertrauern sollte. Für die TSG war es immerhin ein Unentschieden gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner, aber verdammt, es war ein Heimspiel!

Bemerkenswert war auch die Hinserienpartie gegen Nordhemmern. Diese hatten den Grün-Weissen aus Dankersen bereits in der Qualifikation mächtig zugesetzt. Sie waren zu dem Zeitpunkt der Saison absolut ebenbürtig mit der TSG und GWD. Die Begegnung fand an einem Sonntagabend um 19.00 Uhr in der Heeper Sporthalle statt, direkt im Anschluß der Oberligapartie der Herren-Erstvertretung gegen Hagen-Haspe. Aufgrund des knappen Zeitplans waren kaum mehr als 15 Minuten vorgesehen für das Aufwärmen auf dem Platz. Insofern blieb dem Team keine andere Gelegenheit als zu den wohligen Klängen von Iron Maiden wie geistesgestört in der Umkleide um die Sitzbänke zu laufen, um so die richtige Einstellung zu Partie und Gegner aufzubauen.

Haspe verlor die Partie gegen die TSG-Herren und die drei Busladungen voll mitgereister Fans aus dem Ruhrgebiet verblieben noch in der Halle, um sich nun lautstark auf die Seite von Nordhemmern zu schlagen. Mag sein es lag daran, dass sowohl die Hagener als auch Mindener den gleichen kleinkarierten Sportdress trugen oder weil man sportlich fair mit dem Gastverein halten sollte oder weil einfach die geistigen Getränke inzwischen die Sinne der Fans sehr vernebelt hatten. Das Team aus Nordhemmern – immerhin Tabellendritter kämpfte aufopferungsvoll, war jedoch bereits mit fast 10 Toren Rückstand zur Halbzeit pulverisiert. Der zweite Durchgang ist Statistik, ebenso wie die dann gen Heimat reisende Mannschaft und Fans aus Haspe, sicher und wohlbehalten aber ohne Punkte im Gepäck.

Zu Beginn der Rückserie lagen die TSG und GWD mit 21:1 punktgleich an der Spitze der Tabelle. Andere Teams waren bereits abgeschlagen und so zeichnete sich der große Showdown in der Dankersener-Sporthalle in der Olafstrasse ab. Das A-Jugendteam aus GWD hatte über Jahre keine Serien-Heimpartie mehr verloren und der Sieger der Partie sollte wohl auch in der Gesamtrunde die Oberhand behalten. Unterstützt von vielen Fans lieferte die TSG ein beherztes und mutiges Spiel und behielt in dieser hochklassigen Begegnung letztlich mit 18:17 die Oberhand. Der verdiente Lohn war ein unmittelbar anschliessender Mannschaftsabend im PC 69. Warum allerdings einige Spieler anstatt zur Discomusik zu tanzen sich eher zombiegleich mit einem Sony Walkman II (den gab es wirklich) auf dem Kopf zu Heavy Metal Musik auf der Tanzfläche bewegten konnte nicht einwandfrei geklärt werden.

Mit diesem Ergebnis war eigentlich die Spannung aus der Serie. Das Team von GWD verlor noch eine weitere Partie und die TSG gab leichtfertig und konzentrationsbefreit einen Punkt bei der HSG Lage-West ab. Auch der TuS 08 Senne I bot im Rückspiel noch einmal eine sehr kampfstarke Vorstellung und behielt einen Punkt gegen die TSG in eigener Halle. Die Spielserie wurde letztlich mit einer Heimbegegnung gegen den TBV Lemgo vor komplett gefüllten Rängen mit einem klaren 11-Tore-Sieg beendet. 41:3 Punkte bedeuteten die Ostwestfalen-Meisterschaft und damit die Qualifikation um den Westfalentitel.

Hier wartete kein geringerer Gegner als das Team von OSC Thier Dortmund, seinerzeit Daueranwärter auf den Titel zur deutschen Meisterschaft im männlichen Jugendbereich. Die TSG Altenhagen-Heepen verlor letztlich Hin- und Rückspiel nach in beiden Fällen ausgeglichener erster Halbzeit mit jeweils drei Toren (14:17 und 17:20), was jedoch der überzeugenden Saisonleistung und einem versöhnlichen Serienende keinen Abbruch tat.

Mitgenommen hat das Team zweifelsfrei Selbstbewusstsein über beide Ohren aber auch den Respekt vor der starken und couragierten Leistung der gegnerischen Mannschaften. Es ist gleich, welche Erfolge man vorher erzielt hat und wie namhaft ein Gegner sein mag. Es gilt immer nur die aktuell sich bietende Chance zu ergreifen und die muss man sich zunächst im gesamten Team hart erarbeiten.

Und für das Phrasenschwein: Wer Meister werden will, muss seine Heimspiele gewinnen! Übrigens ? in jener Saison musste sich der OSC Thier Dortmund nach zwei spannenden Finalspielen um die deutsche A-Jugendmeisterschaft der SG Leutershausen geschlagen geben. Sachen gibt´s!

Text: Oliver Seiger


Bleibt neugierig und bleibt gesund! Wir melden uns wieder.

Nächstes Spiel | 3. Liga | 24. Spieltag

TSG AH Bielefeld
SGSH Dragons
06.04.2024, 19:30 Uhr
Seidensticker Halle

Neuste Galerie

09.02.24: 1. Herren - TV Emsdetten

Weitere 7707 Bilder sind in der Galerie.