Glückliche Sieger sehen anders aus. »Das war Not gegen Elend«, schnaubte Kapitän Carl-Moritz Wagner nach dem arbeitsintensiven 24:22-Streich der TSG A-H Bielefeld bei der HSG Augustdorf / Hövelhof. Beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck überwiegt nach dem 26:26 gegen LIT Handball derweil die Erleichterung.

»Die Mannschaft hat die Situation gut angenommen. Wir haben gesehen, dass wir mithalten können. Nach dem Spielverlauf war das ein Punktgewinn für uns«, fasste Jöllenbecks Sportlicher Leiter Thorsten Lehmeier nach dem Teilerfolg gegen LIT zusammen. Der freie Fall nach zuvor sieben Niederlagen in Folge konnte dank einer couragierten zweiten Hälfte gestoppt werden. Lehmeier: »Die Jungs haben gekämpft wie Sau und gezeigt, dass sich die Niederlagenserie nicht demoralisierend ausgewirkt hat. Ich hoffe, dass jetzt auch die Köpfe frei geworden sind.«

»Müssen nachlegen«

Erreicht ist noch nichts. Nach Minuspunkten liegen die Jürmker gleichauf mit dem Schlussduo aus Gevelsberg und Ferndorf II. Umso wichtiger wird die kommende Partie bei Aufsteiger HTV Sundwig/Westig. »Da müssen wir nachlegen«, betont Rückraumspieler Benjamin Zöllner. Der feierte am Samstag nach mehrwöchiger Verletzungspause ein starkes Comeback, das er mit sechs Toren krönte. »Benni ist ganz wichtig für uns«, sagt Kapitän Leon Ludwigs, der sich mit dem Punktgewinn ebenfalls einverstanden zeigte: »Das sollte uns für die kommenden Aufgaben Selbstvertrauen geben. Eine erneute Niederlage wäre fatal gewesen. Das Glück, das wir am Ende bei dem verworfenen Siebenmeter von LIT hatten, muss man sich auch erarbeiten.«

Kader komplett

Das hatten die Jöllenbecker am Samstag getan. Trainer Walter Schubert hätte zwar gerne gewonnen (»Die Möglichkeit war da«), zugleich fand er lobende Worte für den Kampfgeist seines Teams, das einen Fünf-Tore-Rückstand zur Pause aufholte. »Die Moral stimmt. Positiv ist, dass der Kader jetzt endlich komplett ist.« Und daran wird sich bis Weihnachten auch nichts ändern, denn Linkshänder Hermann Hippe hat sich bereit erklärt, auch die nächsten beiden Spiele auszuhelfen. »Hermann tut uns gut. Wir werden den Kader so beibehalten«, bestätigt »Moppel« Lehmeier.

Das Holz hilft

»Unser Unterzahlspiel war katastrophal. Wir haben viele falsche Entscheidungen getroffen«, erklärte TSG-Kreisläufer Carl-Moritz Wagner seine Ansicht nach dem 24:22 in Augustdorf. »Okay war nur, dass wir gewonnen haben.« Der optische Lohn für den Aufwand: Tabellenplatz drei.

Beim 17:16 (43.) wurde es kribbelig: Das Holz, am Freitagabend ein mächtiger Verbündeter von TSG-Torhüter Pascal Welge, stand dem möglichen Ausgleich im Weg. »Gut, dass wir in der entscheidenden Phase den Schalter umlegen konnten und das Spiel in die richtige Richtung gedreht haben«, sagte Welge, ein Vater des Erfolges. Sieben Minuten lang blieb Augustdorf ohne Torerfolg. Leon Prüßner beendete eine 5:0-Phase mit dem 21:16. Als Nils Prüßner das 24:20 markierte (58.), schien alles klar. Doch es schien nicht nur, als würde die Zeit stillstehen – die Uhr stand auch. Mehr als eine halbe Minute lang lief das Spiel weiter, nur die Zeit nicht. Da eilte TSG-Schriftwart Fritz Kölling erbost aufs Feld. »Wegen so etwas haben wir in Cottbus mal verloren. Ich würde das immer wieder so machen«, rechtfertigte er sich für sein energisches Vorgehen. Immerhin: die Uhr wurde 33 Sekunden vorgestellt.

Jugend forscht

Natürlich war nicht alles Gold. »Wenn du eine 5:1-Deckung spielst, kann es kein schönes Spiel werden. Und vorne waren wir darauf angewiesen, auf die Nahtstellen zu gehen«, sagte Trainer Michael Boy. Die Statistik offenbarte, dass der Gast insgesamt achtmal eine zweite Welle nicht mit Zählbarem veredeln konnte. Boy zeigte sich dafür durchaus angetan vom Projekt »Jugend forscht«. Mit Tim Schuwerack (18), physisch starker A-Jugendlicher, stand in der zweiten Halbzeit das nächste Eigengewächs aus dem TSG-Fohlenstall auf dem Feld. »Das war ein echter Arbeitssieg. Wir hatten ein ganz niedriges Durchschnittsalter.«

Der Schattenmann

Für ihn war mit entscheidend, dass Nils Strathmeier als unbarmherziger Schattenmann über die gesamte Distanz Augustdorfs Routinier Matthias Struck entnerven konnte. »Das hat den Gegner vor eine Aufgabe gestellt, die er nicht lösen konnte.« Sandhasen-Trainer Heiko Schumann monierte eine zu große Hektik. »Wir haben halbe Sachen gesucht und gute ausgelassen und sind so letztlich an uns selbst gescheitert.«

Ein-Punkt-Samstag

In Jöllenbeck hatten sie den Heimspieltag zum »Super-Samstag« auserkoren. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen wurde es ein »Ein-Punkt-Samstag«, denn nur die Oberliga-Männer holten wenigstens einen Zähler. Alle anderen TuS 97-Teams (1. Damen sowie 2., 3. und 4. Herren) verloren am Samstag ihre Heimspiele. »Das ist natürlich nicht so toll gelaufen. Die Stimmung in der Halle war trotzdem gut«, meinte Eric Husemann. Der Trainer der Verbandsliga-Männer hätte zum Abschluss des Tages gerne den Heimsieg gegen LIT Handball II gefeiert, doch seine Mannschaft brach nach der Pause ein und musste schließlich in eine 20:28-Pleite einwilligen. Das macht die Lage für die Jürmker Reserve nicht einfacher. Mit nur einem Sieg aus elf Spielen hängt der TuS 97 II am Tabellenende der Verbandsliga fest. Um nicht vorzeitig den Anschluss zu verlieren, muss in den nun folgenden Partien gegen die direkten Konkurrenten aus Hüllhorst, Spradow und Hörste gepunktet werden. Eric Husemann weiß um den Ernst der Lage: »Aus diesen drei Spielen müssen wir mindestens vier Punkte holen, um im Rennen zu bleiben.«

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