1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 30.11.15
TSG bringt Sieben-Tore-Vorsprung gegen Menden nicht ins Ziel – 31:31. Das aufregende 31:31 (20:14) gegen die HSG Menden-Lendringsen – für Handball-Oberligist TSG A-H Bielefeld hat es sich angefühlt wie ein Punktverlust. 14 Minuten vor Schluss leuchtete schließlich ein beruhigendes 28:22 auf der Anzeigetafel.Mehrfach lag die TSG sogar mit sieben Toren in Front. »Wir müssen den Sack nur zumachen«, ärgerte sich TSG-Coach Michael Boy über den verpassten Heimsieg – und adelte die Gästestrategie. »Menden hat uns mit verschiedenen Abwehrformationen immer wieder vor neue Aufgaben gestellt. Uns sind zu viele einfache Ballverluste unterlaufen. Damit haben wir den Gegner wieder ins Spiel gebracht.« Die offensive, aggressive Formation der Sauerländer, ob als doppelte oder auch dreifache Manndeckung interpretiert, hielt die TSG vom Tor fern, provozierte Fehler und raubte dem Heimteam den kühlen Kopf. Das Polster schmolz zusehends. 3:9 Tore in der hektischen Schlussphase kosteten den zweiten Zähler.
Zum Unterhaltungswert trug Henrik Ortmann bei. Die motivierte Rückraum-Aushilfskraft aus der vierten Mannschaft, inzwischen 36 Jahre alt, markierte in bekannt-brachialer Manier zwischen der 15. und 24. Minute fünf Treffer. »Ötti« war so maßgeblich daran beteiligt, dass die TSG nach bis zum 9:8 (16.) ausgeglichenem Verlauf unter dem Jubel der Kulisse auf 14:8 (21.) enteilen konnte. Am Ende war sein Akku leer. Ortmann stand mit einem Fehlpass Pate zum 31:31 der Gäste (Loos, 59.) und sah zu allem Überfluss drei Sekunden vor Schluss noch die Rote Karte. Einer flapsigen Bemerkung in Richtung Referees folgte – laut Bericht – eine Art Bedrohung. Ortmann weigerte sich demnach, aus dem Weg zu gehen. Konsequenz: eine Sperre. »Mit Ötti werden wir 2015 wohl nicht mehr rechnen können«, meinte Boy säuerlich.
Den »Genickbruch« machte Teammanager Matthias Geukes in der ersten Roten Karte der Partie aus: Für Moritz Schneider war nach 34 Minuten und drei Zeitstrafen Schluss. Zu dem Zeitpunkt hieß es 23:16. »Danach ist es schlechter gelaufen«, fand Geukes. Neben Schneider erwischte es auch noch Max Jost (41.). Insgesamt 18 Zeitstrafen, neun auf beiden Seiten, sorgten dafür, dass echter Spielfluss kaum aufkommen konnte.
Mendens Coach Micky Reiners, selbst mal Coach im Heeper Dom, lobte die »tolle Moral« seiner Truppe. »Eigentlich waren wir ja schon erledigt. Wir haben extrem gekämpft und in der zweiten Halbzeit vieles richtig gemacht.« Zügeln musste er sich hinsichtlich eines Kommentars zu den Unparteiischen Cyffer/Wiebusch, die mit hanebüchenen Pfiffen hüben wie drüben unnötig Emotionen ins Spiel brachten. Den Herren bescheinigte Reiners »ganz viel Fantasie. Schade. Es hätte ein schönes Spiel werden können.« TSG-Kapitän Carl-Moritz haderte ebenfalls: »Wir müssen den Vorsprung über die Zeit bringen. Doch so macht Handball keinen Spaß. Du kannst dich auf nichts einstellen. Das macht das Verteidigen schwierig.«
Nach der 21. Welge-Parade glückte Rechtsaußen Sebastian Loos wenigstens nicht der 32. HSG-Treffer. Es war dessen erster Fehlwurf und auch gerechter so. Beide Trainer waren sich hinterher einig, dass Loos den Ball zuvor aus dem Aus gefischt hatte.
Reiners fasste die zwei grundverschiedenen Halbzeiten salomonisch zusammen: »Dieser Punkt war für uns das Maß der Dinge. Mehr wäre eine Unverschämtheit gewesen.« Die HSG Menden-Lendringsen ließ vier Siebenmeter ungenutzt, konnte aber zweimal den Nachwurf im Netz unterbringen.
Gotes letzter hastiger Wurfversuch sollte nicht sitzen. »Es war ein kurioses Handballspiel. Am Ende können wir froh sein, nicht verloren zu haben«, fand Tobias Fröbel, der »Inkonsequenz« im Bielefelder Angriffsspiel bemängelte. Hinter Gladbeck und Spenge klafft in der Tabelle der Handball-Oberliga bereits eine stattliche Lücke. Die TSG gehört mit 12:8 Punkten zum breiten Mittelfeld mit acht Mannschaften. »Diesen Punkt müssen wir uns irgendwo wiederholen«, schnaubte Wagner. Möglichst schon am Freitagabend bei der HSG Augustdorf / Hövelhof.
TSG A-H Bielefeld: Welge/Schiemann – Schnorfeil (2), Ortmann (7), Schmidt (2), Wagner (5), N. Prüßner (2), Fröbel (3), Schneider, Strathmeier, Gote (3), Wiese, Schulz (7/5).
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07.09.2024, 18:00 Uhr
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