Die TSG und das Phänomen Auswärtsschwäche – TuS 97 in Gefahr – Stimmung beim Landesliga-Derby. Sportler kennen das. Diese Tage, an denen einfach nichts funktioniert. Wie ein kollektiver Blackout, ohne Reizpunkt. Beim Oberligisten TSG A-H Bielefeld hat dieses Phänomen einen Namen und tritt alle zwei Wochen auf: Auswärtsspiel.

Die ernüchternde Bilanz auf fremdem Terrain nach sieben Spieltagen: 1:7 Punkte und 109:132 Tore hinterlassen dicke Fragezeichen bei den Protagonisten. Nun ist der Heimvorteil im Sport ein vieldiskutiertes Thema, auch wenn ihn mancher gerne als Mythos abstempelt. Dieser TSG-Jahrgang reiht sich bislang nahtlos in die Historie seiner Vorgänger ein. Seit Jahren erwirtschaftet die TSG ein frappierendes Ungleichgewicht an Punkten zu Hause und auswärts. In der Oberligasaison 2014/15 gab’s immerhin noch vier Auswärtssiege. Davor ging’s in der 3. Liga in des Gegners Hallen wesentlich rauer zu: 2013/14 ohne Sieg, 2012/13 zwei Siege in der Fremde, 2011/12 derer drei. Strathmeier spielt mit

Nun ist die im Sozialen Netzwerk Facebook auf der TSG-Seite angekündigte Attacke (missionauswärtsspielauchmalgewinnen) gegen das Phänomen Auswärtsschwäche in Versmold im Sande verlaufen. Die Truppe hat gegen die SF Loxten die Bilanz des Grauens sicher nicht mit Absicht um ein Kapitel erweitert. Sogar »Indianer« Nils Strathmeier warf sich trotz Nasenbeinbruchs ins Getümmel. Tobias Fröbel ignorierte seine Kniebeschwerden. Fehlte nur noch, dass sich Leon Prüßner seiner Schlinge entledigt hätte. Der Linksaußen (Schultereckgelenkprellung) wird sich aber noch vier bis sechs Wochen gedulden müssen. Schade, dass Youngster Bjarne Franz seine Oberligapremiere verschieben musste; er war an dem Tag krank. Alles Kopfsache

Und wurde mal alles richtig gemacht, dann endete die finale Aktion am Holz (Schulz, Strathmeier), oder der Treffer wurde wegen Kreisübertritts (Strathmeier) nicht anerkannt. Die Auswärtshürde: Machen die Fans den Unterschied aus? Der Hallenboden? Die Lichtverhältnisse? Die genaue Kenntnis der Abmessungen? Die Logistik? Sportpsychologe Werner Mickler hat als Ursache für das Phänomen herausgefunden: »Eine Auswärtsschwäche kann eine sogenannte selbst erfüllende Prophezeiung sein. Man redet sich ein, dass es auswärts nicht läuft und warum das so ist. Dann verliert man – und wird in seiner Einschätzung bestätigt.« Alles Kopfsache also, und auch der Wohlfühlfaktor spielt wohl eine Rolle. Für Mickler ist die Auswärtsschwäche vergleichbar mit Prüfungsangst. »Zu Hause in gewohnter Umgebung fühlt man sich wohl und sicher, weiß alle Fragen. Und bei der Prüfung – andere Umgebung, andere Gesichter – versagt man.« Sein Rat: »Es gilt auf jeden Fall, die Aufmerksamkeit von Dingen, die offensichtlich hemmen, auf Dinge, die Sicherheit geben oder motivieren, zu lenken.«

Loxten war am Samstag einfach galliger, giftiger. Phil Holland hat’s zu spüren bekommen; Christian Kalms war ein arg unbequemer Zeitgenosse. Die TSG wirkte hinten phasenweise wie gelähmt – und schnipp! »Wie Puppen, denen man die Bänder durchgeschnitten hat«, rätselte Trainer Michael Boy. Das Team kann bereits am Freitag wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Um 20 Uhr wird die Ahlener SG im Heeper Dom erwartet. Deren Auswärtsquote: 4:2 Punkte. Interne Aussprache

Drei Niederlagen in Folge, allesamt gegen die Reserve-Teams der Liga: Beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck schrillen die Alarmglocken. Das 22:30 gegen den TuS Ferndorf II hat Spuren hinterlassen. »So etwas lässt du als Spieler und als Mannschaft nicht mit dir machen. Es hat an allem gefehlt, auch am Willen«, kritisierte Trainer Walter Schubert nach der desolaten Vorstellung. Er forderte eine interne Aussprache der Mannschaft, denn: »So dürfen wir uns nicht präsentieren. Wir müssen etwas ändern.«

Kapitän Leon Ludwigs zeigte sich einsichtig und kündigte für Dienstag eine Aussprache an: »Wir werden darüber sprechen. Jeder sollte begriffen haben, dass es so nicht geht. Das war ein kollektiver Ausfall, keiner hat auch nur annähernd Normalform erreicht.« Andere Einstellung

Eine andere Einstellung ist nötig, um die Talfahrt zu stoppen. »Die Mannschaft hat sich jetzt selbst unter Druck gesetzt«, sagt der Sportliche Leiter Thorsten Lehmeier mit Blick auf die nächste Partie beim Tabellenletzten HSG Gevelsberg Silschede. »Die gute Ausgangsposition ist futsch. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht unten reinrutschen«, warnt Schubert, dessen Team mit 6:8 Punkten nur noch zwei Zähler Vorsprung auf den Vorletzten aus Augustdorf aufweist. »Vor uns liegen anstrengende Wochen«, sagt Leon Ludwigs, der die Lage aber auch nicht »dramatisieren« will: »Ich gehe fest davon aus, dass das Ferndorf-Spiel in dieser Form ein einmaliger Ausrutscher gewesen ist.« Reaktion muss her

Verzichten müssen die Jürmker noch einige Wochen auf Rückraumspieler Benjamin Zöllner, der sich einen mehrfachen Bänderriss zugezogen hat. Auch Linkshänder Thorben Schneider, der gegen Ferndorf umknickte, droht auszufallen. Eines ist klar: In Gevelsberg muss der TuS 97 eine deutliche Reaktion zeigen. Derby-Atmosphäre toll

Das Landesliga-Derby zwischen Spitzenreiter TuS Brake und Aufsteiger HT SF Senne hatte den passenden Rahmen. »Es war richtig was los auf der Tribüne. Das war klasse«, fand Brakes Erfolgstrainer »Max« Rittersberger nach dem 29:26-Erfolg. Auch Sennes Coach Matthias Wieling hatte Spaß an der lautstarken Atmosphäre und dem emotionsgeladenen Derby vor mehr als 300 Zuschauern. Am Ende waren es die personellen Alternativen, die das Derby entschieden. »Ich konnte meine Leistungsträger noch mal ausgeruht ins Spiel bringen, während die Leistungsträger bei Senne durchspielen mussten«, analysierte Rittersberger. Der konnte auf eine volle Bank zurückgreifen, während Senne auf vier Spieler verzichten musste. »Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Am Ende waren es nur Kleinigkeiten, die uns gefehlt haben.« Trotz der 0:14 Punkte, die der glücklose Aufsteiger aufweist, glaubt Matthias Wieling weiterhin an die Landesliga-Tauglichkeit seines Teams: »Wir brauchen einen langen Atem, denn der Spielplan hält die direkten Duelle für uns erst am Ende bereit. Auf die Leistung im Derby können wir aufbauen. Wenn wir so weitermachen, habe ich keine Angst, dass wir auch nächstes Jahr in der Landesliga spielen.« Der Unbesiegbare

Ganz anders die Ausgangslage beim TuS Brake, der unter Rittersberger immer noch ungeschlagen ist und nach sieben Siegen in dieser Saison weiterhin die Tabelle anführt. Davon lässt sich der Trainer aber nicht blenden: »Wir sind im Derby nicht wie ein Spitzenteam aufgetreten. Es fehlte die Disziplin und die Ernsthaftigkeit. Außerdem gibt es einige Mannschaften in der Liga, die personell einfach besser besetzt sind als wir.« Darum handelt Rittersberger auch weiterhin nach der Eichhörnchen-Methode: »Wir denken von Spiel zu Spiel und nehmen jeden Punkt gerne mit.« Dass der Lauf am Ende im Aufstieg gipfeln könnte, daran verschwendet der Erfolgstrainer zumindest öffentlich keinen Gedanken: »So weit denkt hier wirklich keiner.«

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TSG AH Bielefeld
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21.09.2024, 19:30 Uhr
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