1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 27.04.15
Mit ihrer fraglos schlechtesten Saisonleistung hat die TSG A-H Bielefeld der HSG Augustdorf / Hövelhof zum Klassenverbleib in der Handball-Oberliga verholfen. 23:33 (6:16) endete das ungleiche OWL-Duell.Mit versteinerter Miene sprach Trainer Michael Boy in der Pressekonferenz von »kollektivem Versagen«, um diese Formulierung tags darauf etwas abzuschwächen in einen »kollektiven Blackout. Geschuldet unserem Personal.«
Eigentlich sollten Luca Werner (entzündete Sehne im Fußballen) und Leon Prüßner (Finger/grünes Licht vom Lemgoer Dr. Broy) in der Witex-Halle geschont werden. Doch angesichts des Spielverlaufes – ein 5:7 (16.) mutierte binnen zehn Minuten zu einem 5:15 (26.) – musste er beide doch aktivieren, um Schlimmeres zu verhindern. Die Deckung, ob 6:0, 5:1 oder am Ende 4:2, ließ beide Torhüter im Stich und ist seit Samstag nicht mehr die beste der Oberliga. »Für Luca ist jeder Schritt so, als ob ihm jemand ein Messer reinsticht«, erklärte Physiotherapeut Karsten Keeller. Zu der kaum vorhandenen Durchschlagskraft gesellte sich eine erschütternde Chanceneffektivität, was in einen 6:16-Halbzeitrück-stand gipfelte. Einzig Marcel Ortjohann wusste aus der Distanz etwas Entlastung zu bringen.
Michael Boys Pausenansprache war kurz und knackig und kam wohl einer Explosion gleich. Lange vor dem Team rauschte er aus der Kabine.
Eine Trendwende fand nicht mehr statt; zwölf Tore betrug der höchste Rückstand. »Wir haben die zweite Halbzeit 17:17 gespielt. Das ist der minimalste Trost nach so einem Spiel. Ich bin kurz vorm Platzen.« Der bediente TSG-Trainer musste indes einsehen, dass das Resultat auch in der Höhe in Ordnung ging und wohl den aktuellen Leistungsstand seines Teams korrekt widerspiegelte. Mit einem Marcel Ortjohann als Mittelmann, mit einem Calle Wagner mal auf halblinks oder Rechtsaußen. »Die Jungs haben so noch nie zusammengespielt.«
Als ob jeder Wurf ein Treffer war: Augustdorf / Hövelhof verbuchte an dem Abend gefühlt eine 100-Prozent-Quote. Der Ex-TSG-er Moritz Schneider (»Wir haben wie aus einem Guss gespielt«), schon nach einer Viertelstunde mit zwei Zeitstrafen belastet, erklärte hinterher den Abstiegskampf für beendet und schickte gleichzeitig »einen Gruß an alle Kritiker. Wir sehen uns nächstes Jahr in der Oberliga.« Die Dominanz der Sandhasen war so erdrückend, dass mancher auf der Tribüne rätselte, welches der beiden Teams denn nun auf Platz drei stand.
Augustdorfs Trainer Heiko Schumann strahlte nach dem Kantersieg: »Das war sehenswert. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben immer daran geglaubt und gehofft, dass uns die personelle Lage der TSG in die Karten spielt.« Der spontane Dank der HSG-Geschäftsführung: Freibier für die Spieler.
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