1. Herren | Westfalen Blatt | 07.12.10
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). »Wenn wir das Ding noch verloren hätten, hätten wir uns in dieser Halle nicht mehr blicken lassen dürfen«, mutmaßte Kapitän Johann-David Starck nach dem 28:28-Unentschieden gegen den Drittliga-Spitzenreiter TuS Ferndorf. In der zweiten Halbzeit war die komfortable Sieben-Tore-Führung nicht nur aufgebraucht; vier Minuten vor Schluss geriet der Gastgeber mit 26:27 ins Hintertreffen. Da drohte gar der Super-Gau.

»Wir haben die Spielzüge und Kreuzungsaktionen vorne nicht mehr so konsequent durchgespielt«, machte Starck neben der verbesserten Ferndorfer Abwehr eigene konditionelle Defizite in der Schlussviertelstunde dafür verantwortlich. Trainer Helmut Bußmeyer hatte sich tags darauf mit dem Remis angefreundet: »Wir brauchen jeden Punkt und können diesen Schwung für die Spiele gegen Barnstorf/Diepholz und HSE Hamm mitnehmen. Beide können und müssen wir gewinnen«.

Probleme mit Haftmittel
Ferndorf sei, so ließ TuS-Trainer Caslav Dincic wissen, mit dem wasserlöslichen Harz zunächst überhaupt nicht klargekommen. Der mitgereiste Carsten Lange wurde dabei gesichtet, wie er das Blue Gear-Kunstharz am Spielfeldrand per Föhn anwärmte. Als Entschuldigung für die Vielzahl an Fehlern wollte Ferndorfs Trainer das aber nicht verstanden wissen.

Carsten Kappelt wusste, dass der Gegner in der Halbzeitpause »einen Rieseneinlauf« vom Trainer bekommen würde. In der Tat seien in der Ferndorfer Kabine deftige Worte gefallen. »Da ging es teilweise auch unter die Gürtellinie. Das musste wohl so sein. Deswegen dann auch die gute Leistung nach der Pause«, grinste TuS-Kreisläufer Christian Stelzenbach.

Tapferer Schneider
Carl-Moritz Wagner war unmittelbar nach dem Schlusspfiff richtig bedient und ließ ordentlich Dampf ab. Dass »ein A-Jugendlicher, der gerade mal 40 Kilo wiegt«, auf der Halbposition dermaßen »Alarm« machen konnte, wurmte ihn. Besagten Julian Schneider bezeichnete Helmut Bußmeyer als Ferndorfer »Joker, den wir nicht auf der Rechnung hatten«.

»Vor dem Spiel hätte ich den Punkt dankend angenommen. Aber jetzt?«, rätselte TSG-Torhüter Johnny Dähne und unkte: »Hätte das Spiel eine Minute länger gedauert, hätten wir wohl noch verloren«. Auch bei ihm überwog die Enttäuschung. Nicht zuletzt, weil »ich wusste, dass Aust seinen letzten Ball ins lange Eck werfen würde«.

Keinen Meter gewichen
Abwehr-»Schlachtross« Moritz Schneider schaute ebenso bedröppelt wie triumphierend auf die Anzeigetafel und stellte fest: »Wir sind keinen Meter gewichen und haben mit einer aggressiven und beweglichen Deckung nur 28 Ferndorfer Tore zugelassen. Das ist deutlich unter deren Schnitt«.
Dafür hatte der beste Angriff der Liga einen langen Atem. »Ferndorf konnte locker-flockig wechseln. Wir nicht«, so Schneider, der wie Henrik Ortmann oder Jens Limbach (Schleudertrauma) unter Trainingsmangel litt. »Deren lange Bank hat den Punkt gewonnen. Wir mussten dem Tempo irgendwann Tribut zollen«.

Räber auf Kläschen
Volker Zerbe rief, und Martin Räber kam gerne: Beim traditionellen Lemgoer Kläschenmarkt gönnte sich der TSG-Co-Trainer auf dem Marktplatz der Alten Hansestadt den ein oder anderen Glühwein im Kreise aktueller und ehemaliger TBV-Größen und schwelgte in Erinnerungen. »Das war eine runde Sache«, freute sich der frühere Bundesliga-Schlussmann. »Der TBV Lemgo ist für mich immer noch eine Herzensangelegenheit.

Jetzt führt die Reise zur abstiegsbedrohten HSG Barnstorf/Diepholz. Das rettende Ufer ist für den TSG-Gastgeber trotz des Heimsieges über HSE Hamm weit weg. »Für uns ist jede Partie ein Endspiel«, sagt HSG-Trainer Heiner Thiemann. »Zu Hause müssen wir Punkte holen«. Mit einem 30:24 im Kellerderby hat der Gegner Selbstbewusstsein angehäuft. Ob's reicht, Altenhagen-Heepen am Freitagabend (20.15 Uhr) in der Diepholzer Mühlenkamp-Halle zu ärgern, bleibt abzuwarten. In der Vorsaison ließ die TSG freitags oft Federn. Martin Räber hofft weiter auf einen erfolgreichen Jahresabschluss. »Gegen Barnstorf und Hamm müssen wir gewinnen. Dabei gucke ich aber nicht nach oben. Um vorne mitzuschnuppern, fehlt uns die Konstanz. Mich interessiert nur, wie weit Platz zehn weg ist«.

Der Zeitstrafen-König
Christopher Kunisch weist nach 13 Spielen 97/28 Tore auf und ist damit weiter drittbester Schütze der 3. Liga. In der internen TSG-Torjägerliste folgen hinter ihm Carsten Kappelt (63), Carl Moritz Wagner (49) und Henrik Ortmann (45). Die meisten Zeitstrafen hat bislang Moritz Schneider kassiert: zwölf in 13 Spielen. Mittelblock-Kollege Wagner folgt mit zehn.

Wer von der TSG Altenhagen-Heepen sich ein Präsent unter den rot-blau-geschmückten Baum hängen möchte, kann ein Poster mit sämtlichen TSG-Mannschaften der Saison 2010/11 bestellen. Entweder im TSG-Treff bei Frank Meden oder per E-Mail (hans-ulrich.starck@tsg-ah.de).

LIT will nachlegen
LIT Handball Nordhemmern/Mindenerwald sieht seine Felle in der 3. Liga schwimmen. »In der Winterpause werden wir personell nachlegen müssen. Mal schauen, was da geht«, hält Trainer Bert Fuchs Ausschau nach einem Rückraumspieler. Der Ausfall von Jens Wiese (Knieverletzung) schmerze. »Er fehlt uns an allen Ecken und Enden«, klagt Fuchs.

Advent beim TuS 97
Beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck geht's am kommenden Samstag adventlich zu. Neben sportlichen Leckereien mit Spielen der männlichen B 1 (14.30 Uhr), weiblichen A 1 (16.15 Uhr), 2. Damen (18 Uhr) und 1. Damen (19.45 Uhr) sorgt der Verein im Time-Out auch für süße und herzhafte vorweihnachtliche Leckereien.

Für die Oberliga-Männer des TuS 97 geht es bereits am Freitagabend (20 Uhr) wieder um Punkte. In der Volker-Zerbe-Halle in Lemgo will das Team von Trainer Walter Schubert gegen Handball Lemgo II punkten. Beide Teams weisen vor dem Topspiel 18:4 Punkte auf und liegen damit in Lauerstellung auf Primus VfL Gladbeck, der nach dem 35:32 gegen Lemgo 20:2 Zähler aufweist.

Der abstiegsbedrohte Oberligist VfL Mennighüffen hat sich mit Rückraumspieler Jasmin Baltic vom Tabellenletzten TV Verl verstärkt. Bei der 27:31-Niederlage des VfL gegen die HSG Gütersloh kam Baltic noch nicht zum Einsatz, weil der Spielerpass nicht rechtzeitig vorlag.

Neue Erfahrungen

Während die Jürmker Männer in der Vorweihnachtszeit nach den Sternen greifen können, befinden sich die Frauen auch nach der Trennung von Trainer Thomas Rolf weiter auf Talfahrt. Beim 20:35 gegen Westfalia Kinderhaus sah die Sportliche Leiterin Tanja Höner eine »extrem verunsicherte« Mannschaft. »Die einfachsten Sachen klappen nicht mehr. Das ist für viele Spielerinnen eine völlig neue Erfahrung«, sagt Höner, die am Einsatzwillen nichts auszusetzen hatte: »Die Mädels haben 60 Minuten gekämpft. Daran hat es nicht gelegen.«

Ruwe auf der Bank

Tanja Höner, die die Jöllenbecker Frauen zum Aufstieg in die Verbandsliga geführt hat, wird den Trainerstuhl nach einer einmaligen Aushilfe wieder räumen. Im letzten Spiel des Jahres am kommenden Samstagabend gegen den TSV Oerlinghausen wird Heiko Ruwe auf der Bank sitzen. Er leitet in dieser Woche gemeinsam mit Mirko Lenz auch das Training. Zeitgleich wird hinter den Kulissen nach einem Nachfolger für Rolf (Höner: »Mannschaft und Trainer haben einfach nicht zueinander gefunden«) geforscht. »Wir hoffen, im neuen Jahr einen neuen Traienr präsentieren zu können«, sagt Höner. Verzichten müssen die TuS 97-Frauen in den nächsten Wochen auf Rückraumspielerin Janina Wellhöner, die sich einen Bänderriss zugezogen hat.

EGB vierfach vorn dabei
Kaum Grund zum Klagen hat derzeit die HSG EGB Bielefeld. Der neue Fusionsverein aus Eintracht Gadderbaum und SV Brackwede liegt gleich mit vier Mannschaften ambitioniert im Aufstiegsrennen. Die Landesliga-Männer von Trainer Matthias Foede rangieren als Zweiter nur einen Punkt hinter Spitzenreiter HSG Löhne-Obernbeck. Zarte Verbandsliga-Hoffnungen können reifen, zumal Foede seine Mannschaft spielerisch noch lange nicht am Limit sieht. »Da hatten wir zuletzt noch viel Luft nach oben.«

Ohne Verlustpunkt Tabellenführer in der Kreisliga A ist die junge EGB-Reserve von Trainer Sven Grüger, die mit dynamischem Tempohandball ans Tor zur Bezirksliga klopft. Ebenfalls mit weißer Weste thront die »Fünfte« in der Kreisliga C über dem Rest der Liga. Und auch die EGB-Frauen haben in der Kreisliga als Zweiter nur zwei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Löhne-Obernbeck.

Senne setzt Fanbus ein
In der Männer-Bezirksliga hat sich HT SF Senne durch den knappen Sieg gegen Warendorf (24:23) in der Spitzengruppe etabliert. »Wenn wir jetzt auch in Hesselteich gewinnen, haben wir uns erst einmal oben festgesetzt«, blickt Trainer Matthias Wieling bereits auf das nächste Spitzenspiel, das am kommenden Samstag in Versmold steigt. Zu diesem Spiel setzt Senne erstmals seit vielen Jahren wieder einen Fanbus ein (www.htsf-senne.de).

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