1. Herren | Westfalen Blatt | 09.11.10
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). »Das war hart an der Schmerzgrenze«, atmete Heinrich Rödding nach Altenhagen-Heepens ereignisreichem 30:29 (12:15)-Heimsieg über die SG Schalksmühle-Halver durch. Der TSG-Boss genoss die »astreine Atmosphäre« im pickepackevollen Heeper Dom und lobte: »Die Mannschaft hat immer dran geglaubt. Das war beeindruckend«.

Pascal Welge fieberte nach seiner Roten Karte hibbelig auf der Tribüne an der Seite des am Kreuzband operierten Tobias Fröbel mit. Bei jeder Parade seines Kompagnons Johnny Dähne zuckte er ekstatisch wie Rumpelstilzchen und sprang dem nach der Schlusssirene erleichtert in die Arme. »Wänn es richtig bergab gegangen wäre, hätten mch Schuldgefühle geplagt«, so Welge, der sich auch bei der begeistert mitgehenden Kulisse bedankte. »Das Publikum war auf unserer Seite«. Dabei hatte Dähne in der ersten Hälfte, als er zwei Siebenmeter passieren lassen musste, schon ein leicht mulmiges Gefühl, dass das »nicht mein Tag« sein könnte. Irrtum.

Als mit spielentscheidend empfand Trainer Helmut Bußmeyer die taktische Maßnahme seines SG-Kollegen Mathias Grasediek, Christopher Kunisch kurz decken zu lassen. »Dadurch haben sich Calle Wagner, Henrik Ortmann und Carsten Kappelt größere Räume geboten«. Sein Kompliment für den Verlierer: »Schalksmühle war ja sowas von ballsicher und hat kaum Fehler gemacht«. Nach dem Abpfiff ballte der spielstärkere Gast in stiller Wut und Enttäuschung die Fäuste in den Taschen.

Gegen Ferndorf Umzug?
Wie euphorisch die Kulisse die Aktionen begleitete, empfand Heinrich Rödding als »nicht alltäglich. Mehr Stimmung geht ja fast nicht mehr. Das war für unsere Verhältnisse gigantisch und sollte allen Auftrieb geben«. Nun wird darüber nachgedacht, das Spiel gegen den aktuellen Tabellenzweiten TuS Ferndorf, datiert auf den 4. Dezember, womöglich in die Seidensticker Halle zu verlegen. Rödding: »Wir prüfen die Möglichkeiten und entscheiden Anfang nächster Woche«.

Im Internet auf Ballhöhe
Am Spielfeldrand verfolgten Geschäftsführer Manfred Quermann und Hans-Ulrich Starck besonders gebannt das Geschehen. Sie »fütterten« einen Laptop quasi auf Ballhöhe mit sämtlichen Ereignissen wie Torschützen samt Zeitangabe, Zeitstrafen, Siebenmetern etc. Dieser erstmals offizielle Live-Ticker-Service wurde auf der TSG-Homepage von einer knappen Hundertschaft dankend angenommen. Die brodelnde Atmosphäre im Heeper Hexenkessel konnte freilich nicht transportiert werden. Wäre prima, wenn es am Sonntag beim Tabellennachbarn GWD Minden II – 10:0 Punkte in Folge – für die Daheim- gebliebenen ebenso informativ zuginge . . .

Am Freitag, 12. November, führt die TSG ihre jährliche Mitgliederversammlung durch. Auf der Tagesordnung stehen auch Wahlen. Überraschungen sollte es nicht geben. Alle Amtsträger stellen sich zur Wiederwahl. Beginn: 20 Uhr im TSV-Clubheim in Altenhagen.

Bei Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck läuft sportlich alles nach Plan, allerdings gehen dem Team von Trainer Walter Schubert so langsam die Spieler aus. Mit Rückkehrer Sascha Vogelsang (Kreuzbandriss) ist erst im neuen Jahr zu rechnen, und jetzt fällt auch noch »Allrounder« Nils Grothaus länger aus. »Ich habe ständig Schmerzen in der rechten Schulter. An Handballspielen ist gar nicht mehr zu denken«, sagt Grothaus, der sich am 19. November von Dr. Fischer in Herford operieren lässt. Hinzu kommt der Ausfall von Maik Braunheim, der seit Wochen über Kreislaufprobleme klagt.

Bleiben acht gesunde Feldspieler sowie die beiden »Joker« Ralf Bruelheide und Eric Husemann. Während sich »Tüdden« weiterhin für den Notfall bereit hält, arbeitet Husemann an seinem Comeback, das in absehbarer Zeit Realtität werden könnte.

Neue »Baustelle« im Tor
Neueste Personal-Baustelle in Jöllenbeck ist das Tor: »Moppel« Lehmeier (»Zwei Wochen werde ich wohl noch brauchen«) fällt mit einer Knieprellung aus, und im Spiel gegen Ibbenbüren musste auch noch Norman Kern mit einer schmerzhaften Knieverletzung (Verdacht auf Innennbanddehnung) vorzeitig vom Feld. So schlug die Stunde von Landesliga-Torwart Christian Trittin. »Ich saß ganz entspannt auf der Bank, und dann macht Norman so was«, sagte »Buddha« nach seinem überraschenden Einsatz. »25 Minuten Oberliga habe ich noch nie gespielt«, fügte Trittin an. Er war sofort im Spiel und ebnete seinen Vorderleuten mit guten Paraden den Weg zur Vorentscheidung. Walter Schubert bescheinigte der Leihgabe aus der Reserve eine »sehr solide Leistung«.

Am kommenden Samstag in Riemke wollen die »Jürmker«, die mit 14:2 Punkten Platz vier einnehmen, trotz des personellen Engpasses ihre Erfolgsserie ausbauen. »Wenn wir jetzt noch in Riemke und gegen Verl gewinnen, haben wir eine optimale Ausgangsposition für die dann folgenden Topspiele gegen die anderen Spitzenmannschaften«, sagt Schubert im Hinblick auf die Begegnungen gegen HSG Augustdorf und Handball Lemgo II.

2585 Fans bei Lipperderby
Diese beiden Teams trafen am Freitagabend in der Lemgoer Lipperlandhalle aufeinander. An seinem 32. Geburtstag labte sich HL-Geschäftsführer Christian Sprdlik wohl an der Rekordkulisse von 2585 Zuschauern, doch fehlte dem Oberliga-Gipfel das Happyend aus Lemgoer Sicht. Denn der Ex-TSG-er Dennis Gote, von der C- bis zur A-Jugend in Lemgo ausgebildet, avancierte beim 31:24 mit zwölf blitzsauberen Treffern bei 14 Versuchen zum Matchwinner für Augustdorf. »Ein intensives Spiel zweier Oberliga-Topmannschaften«, urteilte Augenzeuge Schubert, der sich auf die direkten Duelle freut: »Unsere Jungs werden immer besser und selbstbewusster. Die anderen müssen uns erstmal schlagen.«

Versmold holt Serben
Landesligist SpVg Versmold hat Sead Medjedovic vom serbischen Erstligisten Nove Parza verpflichtet. Der Rechtshänder deutete als Abwehrchef und zehnfacher Torschütze gegen ASV Senden (30:31) seine Qualitäten an. »Ich will in Deutschland Fuß fassen und irgendwann in der zweiten Liga spielen«, sagt der 27-Jährige.

Verbandsligist TuS Spenge II hat einen neuen Torhüter für Tobias Linke gefunden, der bis zum Ende der Hinserie in der Drittligamannschaft aushilft. Stefan Kukuric war allerdings beim 39:35-Sieg über Höchsten – der Ex-Braker Jannis Johannmeier glänzte als achtfacher Torschütze – noch nicht spielberechtigt.

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