Am gestrigen Dienstag hat handball-world.com die vorläufige Einteilung der Staffeln der neuen dritten Liga veröffentlicht. Die neue Spielklasse, die als Nachfolgemodell die alte, fünfstaffelige Regionalliga ersetzten soll und spieltechnisch unter dem Dach des DHB angesiedelt ist, war bereits vor ihrer Einführung im Mittelpunkt des Interesses. Zum einen beschäftigte der monatelange Rechtsstreit um die Spielleitung die Öffentlichkeit, zum anderen war der erhöhte Aufwand für die beteiligten Klubs ein Thema. Am Tag nach der Bekanntgabe liegen nun die ersten Reaktionen vor. Streit droht derweil angesichts der Aufnahme von Vereinen, die in der zweiten Liga keine Lizenz mehr beantragt haben.

Die TSG Altenhagen/Heepen wird als Fünfter der abgelaufenen Regionalligarunde in der Staffel West auf viele bekannte Vereine treffen: Minden II, Schalksmühle-Halver, Eintracht Hagen, Ferndorf, Wermelskirchen, Spenge, Nordhemmern-Mindenerwald und Uerdingen haben bereits mit der TSG in der Regionalliga West gespielt. Gegenüber dem Westfalenblatt sagte Altenhagens erster Vorsitzender Heinrich Rödding: „Für uns ändert sich im organisatorischen Bereich eigentlich gar nichts. Das Leistungsniveau ist noch dichter zusammengerückt. Das wird eine ganz harte Saison für uns. Wir wollen unseren fünften Tabellenplatz behaupten und uns nicht verschlechtern“, zeigt sich Rödding optimistisch angesichts bis zu sieben Absteigern aus der neuen Klasse. Deutlich verlängert hat sich die Anreise nur zum ostfriesischen Klub OHV Aurich sowie zu den beiden anderen niedersächsischen Klubs Hatten/Sandkrug und HSG Barnstorf/Diepholz.

Die HG Köthen spielt in der Oststaffel. Trainer Heinz Prokop sagte auf der Internetpräsenz der HG: „Das ist eine interessante Gruppe, in der wir uns behaupten wollen. Viele der Mannschaften spielen einen gepflegten Handball, was den Zuschauern gefallen wird. Wir hingegen bevorzugen mehr die kämpferische Variante und ein solides Spiel.“ Für Gesprächsstoff sorgen dazu einige Härtefälle. So sind Aufsteiger Lehrter SV und Zweitligaabsteiger Hannover Handball in verschiedenen Staffeln eingegliedert. Lehrte spielt im Osten, der aus Anderten stammende HSV im Norden. Dabei trennen die beiden hannoverschen Ortsteile - zwischen denen lediglich die Dörfer Ahlten und Höver liegen - nicht einmal 10 Kilometer Luftlinie und eine Autofahrt von nicht einmal fünfzehn Minuten. Ein prestige- und einnahmeträchtiges Derby zwischen den beiden Nachbarn wird es zumindest in der kommenden Saison nicht geben.

Beim TuS Ferndorf zeigte man sich erleichtert: „Mit dieser Einteilung können wir leben, denn sie entspricht unseren Erwartungen. Es hätte viel schlimmer kommen können“, sagte Harald Münker, der Abteilungsleiter Handball des TuS Ferndorf, der Siegener Zeitung. Zweitligaabsteiger Bernburg, der aus finanziellen Gründen kleine Lizenz mehr für die Bundesliga gestellt hatte, wird in der Staffel Ost spielen. „Ich hatte gedacht, dass wir mit 18 Mannschaften in einer Staffel spielen. Nun fallen zwar drei Konkurrenten, aber auch drei Heimspiele in unserer Kalkulation für den Etat weg. Wir werden sehr hart kämpfen müssen, um drittklassig zu bleiben", sagte der Vorsitzende des Trägervereins des SV Anhalt Bernburg, Klaus Kahler gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung.

Die Mittelhessen der HSG Pohlheim werden unterdessen in der Oststaffel spielen. „Es hätte schlimmer kommen können“, sagte HSG-Manager Harald Gorldt dem Gießener Anzeiger, man habe mit Fahrten von rund 480 Kilometern zu einem Spiel gerechnet. „Das ist für uns eine gute Einteilung, wir liegen ziemlich genau in der Mitte", sagte Horst Brinkmann, Vorsitzender des TuS Spenge, der Neuen Westfälischen zur Einteilung seiner Mannschaft in den Westen.

Auch bei den Frauen wurde die Staffeleinteilung mit Interesse zur Kenntnis genommen: Martin Schulz, der Frauenwart des TV Aldenrade, sagte gegenüber Der Westen: „Das ist heftig.“ Sein Verein wird in der neuen Weststaffel der Frauen bis nach Luxemburg zum Aufsteiger Rote Löwen Bascharage reisen müssen. Insgesamt 4190 Kilometer habe man an Reisedistanz zurückzulegen. „Wir wussten ja, was auf uns zukommt. Das schockiert uns nicht“, äußerte sich Ulrike Reichelt von EtuS Wedau unterdessen gelassen. Gerade im Westen waren bislang die Reisedistanzen überschaubar, in anderen Ligen die Distanzen deutlich höher, so legte der Regionalligameister im Nordosten, der MTV Altlandsberg, satte 7000 Kilometer zurück.

Dass Klubs wie Bernburg oder der HSV Hannover, die keinen Lizenzantrag für die zweite Bundesliga gestellt haben, unterdessen in der neuen dritten Liga einen Startplatz erhalten, sorgt derweil in der Szene für einige Irritation, sagt doch der Paragraph 63.2 der DHB-Spielordnung: „Erhält eine Mannschaft der Bundesligen nicht die erforderliche Lizenz oder verzichtet sie für die neue Spielsaison auf die Teilnahme in der Spielklasse, für die sie sich sportlich qualifiziert hat, ist die Mannschaft in eine Spielklasse ihres Landesverbands einzugliedern.“ Die Handball-Bundesliga geht allerdings offenbar von einer anderen Rechtsauffassung aus. So scheint man in Dortmund davon auszugehen, dass nach Nichtbeantragung einer Lizenz der Verein auf die sportlichen Absteiger angerechnet werden könne. In diesem Sinne werte die HBL die Fälle wie Hannover oder Bernburg, die bereits vor Wochen erklärt hatten, keine Lizenz mehr für die zweite Liga beantragen zu wollen, zu „sportlichen Absteigern“ und übergibt diese damit der dritten Liga unter dem Dach des DHB, der sie in die dritten Ligen eingestuft hat. Derzeit überlegen sich nach Informationen von handball-world.com einige Klubs, rechtlich klären zu lassen, inwieweit diese Aufnahme der Bundesligaklubs ohne Lizenz in die dritte Liga rechtens sei.

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