1. Herren | Wesfalen Blatt (von Jörg Manthey) | 03.05.10
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Eine komplette Serie in 60 Minuten gebündelt: Für Trainer Helmut Bußmeyer war die spielerische und emotionale Achterbahnfahrt der 23:25 (9:15)-Heimniederlage seiner TSG Altenhagen-Heepen gegen Regionalliga-Spitzenreiter TuS Wermelskirchen nicht zuletzt »ein Spiegelbild der gesamten Saison«.

Gut gelaunt stellte der Pädagoge vor dem Anpfiff fest: »Heute ist ein Feiertag, also feiern wir. Erst auf dem Feld, dann im Runkelkrug. Soweit die Theorie«. Elf Minuten später sah Bußmeyer sich erzürnt zu einer Auszeit genötigt. Beim 1:7 – Wermelskirchens Co-Trainer Lars Petri: »Unser Start war gigantisch« – schien die Partie vorzeitig entschieden. Die »Wundertüte« TSG nahm zunächst gar nicht am Geschehen teil, erlaubte sich eine Unzahl leichter Fehler und lud den Gegner zu Kontern ein. Über 2:9 (13.), 8:15 (28.) und 9:18 (36.) nahm das Unheil seinen Lauf.

Dem pomadig agierenden Bielefelder Rückraum fiel gegen die stabile und robuste 6:0-Abwehr der Gäste nichts ein. Und auch hinten war die TSG gegenüber dem Spenge-Spiel nicht wiederzuerkennen. »Wir haben zu wenig investiert, uns zu wenig bewegt«, meinte Moritz Schneider zerknirscht. Der verletzte Johann-David Starck gestand in seiner Halbzeitanalyse ein, dass Wermelskirchen zurecht so deutlich vorn lag. »Die zwingen uns geschickt zu Fehlern«. Zudem stellte TuS-Torhüter Max Hamers seine beiden TSG-Kollegen in den Schatten.

Als die »Spätzünder« durch Öttking (2), Limbach und Schneider bis auf 13:18 verkürzten (43.), regte sich die Kulisse im Heeper Dom. Wermelskirchen dehnte seine Angriffe clever bis an den Rand des Zeitspiels aus. Insbesondere der frühere Spenger und Bielefelder Thomas Zeller, achtfacher Torschütze, lieferte eine effektive Partie ab. Bis zur 55. Minute, als Wagner zum 20:24 verkürzte, deutete wenig darauf hin, dass es nochmal spannend werden könnte. Doch der routinierte Primus wirkte konditionell zunehmend überfordert, und die griffige Spielweise der Hausherren führte zunehmend zu Ballgewinnen. Ein Tempogegenstoß-Heber von Daniel Meyer (21:24, 56.), ein Hammer Marke Henrik Ortmann (22:24, 56.) und Florian Öttking mit dem 23:24-Anschlusstor (57.) brachten die Halle zum Toben. Eine Zeitstrafe gegen Christian Grunow sowie eine weitere gleich hinterher gegen den meckernden Helmut Bußmeyer ließen die schöne Aufholjagd stocken.

Johnny Dähne parierte gegen Sommer seinen dritten Siebenmeter. Carsten Kappelt kam mit Leibchen für Keeper Welge als fünfter Feldspieler aufs Parkett. Wermelskirchens Kreisläufer Robert Heinrichs brachte den Ball im leeren Tor unter – 23:25. Noch 80 Sekunden. Schade, dass Marcel Müller einen Siebenmeter an den Pfosten zimmerte und Ortmanns finaler Wurf neben das Tor ging. »Wir sind manchmal eine Wundertüte und haben es Wermelskirchen lange viel zu leicht gemacht«, sagte Carl-Moritz Wagner, fügte dann aber versöhnlich hinzu: »Zehn Gegentore, da kannst du nicht meckern. Die zweite Halbzeit war fast fehlerfrei«.

Helmut Bußmeyer (»In der Schlussphase haben sie komisch gepfiffen«) schob auch den beiden Referees, den Brüdern Christian und Fabian vom Dorff (Kaarst), den Schwarzen Peter zu.

»Schade um die 50 Liter Bier aus Rheinhausen«, bedauerte Tobias Fröbel das ausgebliebene Happyend der Aufholjagd. »Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir es uns aber doch noch verdient zu feiern«, zog Torhüter Pascal Welge trotz der fünften Heimniederlage ein positives Schlussresümee, derweil Moritz Schneider rätselte, warum die TSG so lange brauchte, um ein ebenbürtiger Spielpartner zu sein. »Vielleicht hatten wir irgendwie Angst, den Abschied für Kiki, Dragan und Butcher zu versauen. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr als 110 Prozent gekämpft«.

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