1. Herren | Wesfalen Blatt (von Jörg Manthey) | 15.02.10
Von Jörg MantheyBielefeld (WB). Vielen im Heeper Dom wird es ähnlich ergangen sein wie Caslav Dincic. »Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein soll«, sinnerte der serbische Trainer des TuS Ferndorf nach dem 34:34 bei der TSG Altenhagen-Heepen. In einem rassigen, temporeichen und offensiv geführten Regionalligaspiel lag die TSG wohl über weite Strecken im Hintertreffen, musste aber 13 Sekunden vor Schluss noch den Ausgleich hinnehmen.
Einen Sieger gab es dennoch: Die etwa 500 Besucher, unter ihnen der nach dieser Saison ausscheidende Staffelleiter Günter Knickmann (Köln), durften sich prächtig unterhalten fühlen. Bei TSG-Trainer Helmut Bußmeyer überwog jedenfalls die Zufriedenheit: »Das Ergebnis geht super in Ordnung. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Vieles hat geklappt. Das war eines unserer besten Spiele in dieser Saison«.
Die beweglichen Ferndorfer, die insgeamt die bessere Spielanlage hatten, gaben zunächst den Ton an und setzten sich mehrfach auf drei Tore ab. Insbesondere das variable Kreisspiel des Gegners stellte die Bielefelder 6:0-Abwehr vor Probleme. Nach dem 7:10 besorgten Wagner, Starck und Limbach den 10:10-Ausgleich. Moritz Schneider glückte in der 27. Minute die erstmalige Führung (16:15). Mit einem 17:18-Rückstand stiefelte die TSG in die Kabine. Ferndorfs Dincic sprach von »unserer besten ersten Halbzeit in dieser Saison, insbesondere im Angriff«.
Direkt nach der Pause die stärkste Phase der TSG, die durch Schneider, Starck (2), Kappelt und Öttking (2) mit 23:19 (35.) enteilte. Als Marcel Müller aus dem Rückraum das 24:20 (36.) erzielte, notierten dies ordnungsgemäß Pressevertreter wie auch die Statistiker Dragan Ljakic und Martin Räber mit. In dem Freudentaumel blieb in der Folge bloß die Anzeigetafel hartnäckig stumm. Als Räber nach dem 23:23-Ausgleich reklamierte, war Müllers Treffer »verschollen«. Weder Referees noch Anzeigetisch konnten's zurückverfolgen. Ärgerlich!
So markierte der sichere Siebenmeterschütze Aust (100 Prozent) erst Ferndorfs 25:23, in TSG-Unterzahl das 27:24 und in doppelter TSG-Überzahl das 28:25 (46.). »In dieser entscheidenden Phase haben wir uns als Mannschaft wieder ins Spiel reingekämpft«, lobte Moritz Schneider. Gestützt auf Johnny Dähnes Paraden, sorgten Daniel Meyer (2) und Sieben-meterschütze Öttking für den neuerlichen 28:28-Ausgleich (51.).
Tor um Tor ging es verbissen weiter, wobei die TSG stets bloß reagieren und egalisieren konnte. Sijarics Kreisübertritt beantwortete die TSG mit einem unüberlegten Müller-Pass ins Leere. Als Johann-David Starck in der 59. Minute per Gegenstoß zum 34:33 einnetzte und Klatt den Ball im Gegenzug an die Latte setzte, roch es nach zwei TSG-Punkten.
Doch die Hausherren konnten den Vorteil nicht nutzen, agierten vorne zu hastig und gönnten Ferndorf eine weitere Chance, die Klatt sich nicht nehmen ließ. 34:34, noch 13 Sekunden zu spielen. Moritz Schneider preschte ungestüm nach vorn. »Ich dachte, wir liegen zurück«, meinte der siebenfache Torschütze, der insgesamt eine starke Partie als Ortmann-Ersatz bot. Das hektische Ende einer dramatischen Partie: Schneider erhielt einen Schlag gegen den Kehlkopf und rang am Boden liegend nach Luft, die Referees zückten die Rote Karte für Ferndorfs Übeltäter Ceven Klatt, entschieden gleichzeitig auf Stürmerfoul gegen Carl-Moritz Wagner, die lamentierende TSG-Bank kriegte »Gelb« – und die bereits abgelaufene Zeit wurde mit zwei erhobenen Fingern korrigiert. Noch zwei Sekunden, Ballbesitz Ferndorf. Der finale Versuch änderte nichts an dem gerechten Ausgang eines Spitzenspiels. »Wir müssen alle abgezockter werden«.
Nach dem intensiven Duell, dem ersten Unentschieden im 20. Saisonspiel, ärgerte sich Martin Räber über zwei schwarze Schafe: »In der Schlussphase haben die Schiedsrichter ein richtig gutes Spiel kaputtgepfiffen«.
Wegen des geklauten 24. Treffers wird die TSG wohl keine rechtlichen Schritte einleiten. Geschäftsführer Manfred Quermann: »Keine Chance. Diese 800 Euro können wir uns sparen«.
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