1. Herren | Wesfalen Blatt (von Jörg Manthey) | 13.02.10
Bielefeld (WB/jm). 36:43. Nach 8:0 Punkten zum Saisonstart samt Eroberung der Tabellenspitze hatte das herbe Resultat des Hinspiels beim TuS Ferndorf zum ersten Mal die euphorische Stimmung im Lager des Regionalligaaufsteigers Altenhagen-Heepen gedrückt.Nach gemeinsamem Videostudium und Auffrischung des Negativerlebnisses dient dieses 36:43 TSG-Trainer Helmut Bußmeyer nun als willkommener Motivationsanreiz, das Wiedersehen am Samstag (19 Uhr, Heepen) in Entgegengesetzte Bahnen zu lenken. Ferndorf wird gerne anreisen, schließlich hatte der Gegner im Jahr 2008 mit dem 34:31-Streich in Heepen seinen Regionalligaaufstieg nahezu perfekt gemacht. »Ein Besuch wird sich lohnen. Die Zuschauer können sich auf ein interessantes und spannendes Spiel freuen«, sagt TSG-Chef Heinrich Rödding und formuliert seine Erwartungshaltung so: »Zu Hause ein Schwergewicht der Liga schlagen«.
Ferndorf gehört zu jener Gattung Gegner, die der TSG nicht liegen. Die zurückliegenden vier Duelle gingen allesamt verloren. Beim 36:43 im Hinspiel bekam die überforderte TSG-Deckung insbesondere das Rückraumquartett Carsten Lange (10), Nils Hambloch (9), Timo Blanz (9) und Michael Feldmann (4/1) nicht zum Stoppen. »Die dürfen uns nicht wieder überrollen. Das muss besser werden«, schwört Bußmeyer seine 6:0-Kette auf ein »schnelles Rückzugsverhalten« ein. »Die spielen eine gute erste und zweite Phase und sind sehr ballsicher – wenn man sie lässt. Es sollte uns gelingen, sie etwas zu ärgern«.
Auch wenn der kranke Henrik Ortmann mit dem Training aussetzen musste und Bußmeyer den Gast angesichts dessen finanzieller Ressourcen »über kurz oder lang in der 2. Liga« sieht: Zuversicht ist erlaubt. Von seinen 14 »Miesen« hat der Tabellensechste zwölf auf fremdem Terrain abgegeben. Derweil sieht TSG-Geschäftsführer Manfred Quermann den gesteigerten Anforderungs-bedingungen des Lizensierungs-verfahrens für die viergleisige 3. Liga entspannt entgegen. »Wir haben noch lange Zeit«, verweist er auf die stattliche Frist bis Mai. Ob neben zu erwartenden höheren Verbandsabgaben eine im Raum stehende Bankbürgschaft in Höhe von 10 000 Euro als Sicherheit zu hinterlegen ist, sei noch ungeklärt. »Aber das dürfte für uns kein Problem sein«, macht er zwischen dritter Liga und Regionalliga »keinen großen Sprung« aus. Bereits Ende März müssen die künftigen Zweitligisten die Eckdaten ihrer Wirtschaftlichkeit fixiert und abgeschickt haben. Die TSG rechnet sich nicht zu diesem Kreis, auch nicht im Falle eines Heimsieges über den TuS Ferndorf. »Dafür sind die Mannschafts-leistungen zu unterschiedlich. Nein, wir planen zurzeit nur für die dritte Liga«, stellt Quermann klar.
Dass es angesichts der neuen Ligastruktur aktuell noch viele Fragezeichen gibt, liegt daran, dass der Westdeutsche Handball-Verband vor dem Bundessportgericht Einspruch dagegen eingelegt hat, dass die Verwaltung und Durchführung der dritten Liga dem DHB übertragen worden ist. Es ist ein Politikum. Der WHV fordert die Aufhebung des »rechtswidrigen« Beschlusses und die Wiedereinsetzung der Regionalverbände als Verwalter der dritten Liga. »Dem WHV wird ein Kernbereich der Aufgaben entzogen, heißt es in der Begründungsschrift.
Der Präsident der Handball-Bundesliga Rainer Witte lehnt zusätzliche Bürokratie ab und hält dagegen, dass »die Anbindung an den DHB viele Vorteile bietet. Eine intakte und schlanke Organisation, eine Durchgängigkeit des Schiedsrichter- und des Gerichtswesens. Es bräuchte nur eine Spielleitende Stelle«. Eine Planungssicherheit darf nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Am 1. Juli gehen die neuen Ligen an den Start. Definitiv.
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