1. Herren | Westfalen-Blatt (Arndt Wienböker) | 16.11.15
TSG A-H Bielefeld nach 19:14-Derbysieg in Jöllenbeck erleichtert – Holland fällt länger aus. Es war ein harter Derby-Kampf. »Mit einem Ergebnis aus den 80er-Jahren«, stellte TSG-Teammanager Matthias Geukes nach dem 19:14 (12:7)-Sieg seiner Mannschaft im Oberliga-Stadtduell vergnügt fest.

Während in den Gesichtern der Sieger am Freitagabend in erster Linie Erleichterung geschrieben stand, herrschte im Lager des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck Enttäuschung. Kämpferisch hatten sich die Jürmker nichts vorzuwerfen. »Die Einstellung passte«, stellte Trainer Walter Schubert fest. Was dem TuS 97 fehlte, waren allerdings die personellen Möglichkeiten im Angriff. 14 Tore in 60 Minuten, davon noch vier Siebenmeter – viel zu wenig. »Wir mussten für jedes Tor sehr hart arbeiten«, urteilte Jöllenbecks Sportlicher Leiter Thorsten Lehmeier: »Das Ergebnis müssen wir so akzeptieren.«

Damit hatte die TSG natürlich überhaupt keine Probleme. »Ein absolut verdienter Derbysieg. Die Abwehr war überragend. Wir haben es in der ersten Halbzeit auf den Punkt gespielt«, freute sich TSG-Trainer Michael Boy. Ab dem 4:4 (14.) übernahm die favorisierte TSG das Kommando und hatte in dem Derby, das immer mehr zur Abwehrschlacht mutierte, die besseren Argumente. Zwar wurde auch der TSG-Angriff um Phil Holland und Lukas Schulz effektiv von der Jürmker 3:2.1-Deckung bearbeitet. Dafür wurde immer wieder das Anspiel an Kreisläufer Calle Wagner (Boy: »Er ist als Kapitän vorangegangen«) gesucht; oder aber Linkshänder Dennis Gote trat in Aktion. Mit fünf Feldtoren war Gote der erfolgreichste Derby-Schütze aus der Distanz. »Für ihn freut es mich besonders«, lobte Boy seinen Rückraumspieler, der nach dem kurzfristigen Ausfall von Nils Prüßner (Magen-Darm-Grippe) unerwartet viel Spielanteile bekam. »Ich habe meine Chance genutzt«, freute sich Gote, der aber ebenfalls die bärenstarke Deckung lobte: »Der TuS 97 hatte im Angriff nichts entgegenzusetzen.«

Die Mittel fehlen

So war’s. Ohne die verletzten Benjamin Zöllner und Thorben Schneider fehlte den Gastgebern schlicht und einfach die Durchschlagskraft aus dem Rückraum. »Vorne haben uns die Mittel gefehlt«, gab auch TuS 97-Kapitän Leon Ludwigs zu. Der erreichte, nachdem er im Stau gestanden hatte, erst eine Viertelstunde vor dem Anpfiff die Halle. Dann wurden Ludwigs und Co. auch auf dem Parkett ausgebremst.

Nach dem 7:12 zur Pause hätten wohl die wenigsten der etwa 1000 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Sporthalle Jöllenbeck damit gerechnet, dass dieses torarme Oberliga-Derby noch einmal spannend werden würde. 20 Minuten lang erreichte der »Nichtangriffspakt« seinen Höhepunkt. In dieser Phase brachten beide Teams gerade einmal zwei Törchen zustande. Kurios: Technische Fehler hielten sich dabei hüben wie drüben im überschaubaren Rahmen; Gegenstöße gab es so gut wie gar keine – es fehlte an Tempo.

Dass der TuS 97 noch einmal hoffen durfte, lag zum großen Teil daran, dass auch der TSG die personellen Alternativen ausgingen. Der Ausfall von Topscorer Phil Holland, der mit einer Innenbandverletzung im Knie ausschied (43.), sowie die Rote Karte gegen Moritz Schneider, der sich einen überflüssigen Check gegen Arne Hofemeier leistete, schwächten die TSG immens. »Das hat uns natürlich in die Karten gespielt«, meinte Walter Schubert. Als Ludwigs endlich traf und mit seinen einzigen beiden Treffern auf 14:15 verkürzte (55.), schien die Wende möglich. Doch Lukas Schulz verwandelte nervenstark auch seinen fünften Siebenmeter, und der immer stärker werdende Calli Welge parierte einen freien Grothaus-Wurf vom Kreis. Wagners Rückhand-Treffer zum 17:14 für die TSG bedeutete die Vorentscheidung. »Ein 19:14 sieht man auch nicht alle Tage. Die Abwehr hat 55 Minuten lang einen super Job gemacht. Wir haben Jöllenbeck zu Würfen gezwungen. Ich bin sehr zufrieden«, bilanzierte Welge. Auch sein Pendant Zsolt Kovacs lobte seine Deckung, sagte aber auch: »14 Tore sind natürlich sehr wenig.«

»Komisches Gefühl«

Jöllenbecks Daniel Meyer, der erstmals gegen seinen Ex-Verein antrat (»Gegen Rot zu spielen, war schon ein komisches Gefühl«), lobte die Moral seines Teams, doch auch Meyer musste feststellen: »Der Sieg für die TSG geht in Ordnung.« Linkshänder Hermann Hippe, der aufgrund der Jürmker Personalnot sein Comeback gegeben hatte, versicherte: »Das war eine einmalige Aushilfsaktion.« Das macht die Sache für den TuS 97 nicht leichter. Nach fünf Niederlagen in Folge stecken die Jürmker mitten im Abstiegskampf. Der Derby-Sieg der TSG wird durch die Verletzung von Phil Holland getrübt. »Das Innenband im rechten Knie ist wohl auf jeden Fall angerissen. Ich muss mindestens sechs Wochen pausieren und rechne nicht damit, in diesem Jahr noch einmal zu spielen.« Über die genaue Schwere der Verletzung soll ein MRT-Termin Aufschluss geben.

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