1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 20.04.15
29:27 – TSG rettet 27:20-Führung gegen TuS 97 mühsam ins Ziel. Eine solide erste Hälfte sollte reichen: Die TSG A-H Bielefeld hat ihr Minimalziel erreicht und das Stadtderby der Handball-Oberliga gegen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck 29:27 (17:11) gewonnen. Emotional loderte das stets faire Duell über weite Strecken auf Sparflamme; es plätscherte so dahin.

Vor etwa 950 Besuchern in der Seidensticker Halle war die Spannung früh ´raus. Über 3:1 (5.), 7:3 (13.) und 13:8 (24.) erspielte sich der Gastgeber, gestützt auf einen überzeugend haltenden Pascal Welge, frühzeitig ein Polster. Bis zum 27:20 (Nils Strathmeier, 48.) ließen die TSG-Dominatoren keinen Zweifel daran, wer als Sieger vom Parkett gehen würde.

Erst danach gewann das Derby der Rivalen an Fahrt, weil sich auch David Weinholz nun steigerte und einige schlecht vorbereitete Bälle wegfischte. Die Ideen- und Hilflosigkeit vor allem im TSG-Rückraum steigerte sich rasant von Minute zu Minute. »Plötzlich war kein Zug zum Tor mehr da. Das war nur noch Standhandball. Da hat Jöllenbeck Blut geleckt«, kommentierte Carl-Moritz Wagner, der im Abwehr-Innenblock und mit fünf Toren vom Kreis ein gelungenes Comeback feierte, den schleichenden Niedergang der TSG. Die wechselte unfreiwillig die Kraft aus, dafür den Schlendrian und die Lethargie ein.

7:1 Tore später hatten die nun viel griffigeren Jürmker den Anschluss hergestellt – nur noch 28:27 (59.), nachdem Hermann Hippe ein Fehlanspiel Alexander Wieses per Konter bestrafte. Die TSG hatte in dieser Phase Glück, dass zwei zu unpräzise Tempogegenstoßpässe Weinholz´ ihr Ziel nicht fanden. Mit seinem einzigen Tor des Abends erlöste Linkshänder Nils Prüßner kurz vor Schluss seine Farben.

In den Anfangsminuten war Alexander Wiese mit zwei Toren und einem herausgeholten Siebenmeter auffälligster TSG-er – 4:2 (7.). Die zeigte sich gut eingestellt auf die Jöllenbecker 3:2:1-Abwehr mit einem weit vorgerückten Arne Hofemeier als Speerspitze. In der 20. Minute übernahm Leon Ludwigs von Hofemeier den Part des Regisseurs. Nach 24 Minuten, die TSG lag 13:8 vorn, wechselte Jörg-Uwe Lütt zwischen die Pfosten; seine Deckungsformation zog sich zurück. Besserung trat nicht ein; die TSG blieb präsenter.

Mit seinen sechs Toren zum 20:26, 21:27, 22:27, 23:27, 25:28 und 26:28 hatte Christian Hoff maßgeblichenen Anteil an der kurzen Renaissance der Spannung. Doch so richtige Derbyatmosphäre blieb am Samstag aus. Der Beste der TSG, Pascal Welge, vermisste die Stimmung aus dem Publikum. »Da hat was gefehlt. Es war zu leise.« Seine eigene Leistung stellte ihn zufrieden. »Nach dem schlechten Hinspiel standen wir Torhüter ja auch in der Pflicht.« Auf Seiten der 97-er zündelte Christian Hoff, der alleine im zweiten Durchgang achtmal traf. TSG-Chef Heinrich Rödding pustete durch. »Wir waren auf Kurs Kantersieg und sind dann eingeschlafen. Dass es noch so kribbelig werden sollte, damit habe ich nicht gerechnet.«

Arminia-Geschäftsführer Marcus Uhlig (27:26) und Dietrich Eickhoff (30:28), Chef des Hauptsponsors Dürkopp Adler, hatten im Vorfeld einen knappen TSG-Sieg prophezeit. Ebenso Heinrich Rödding (»Zwei Tore für uns«). Doch richtig zufrieden wirkte der hinterher trotzdem nicht. »Wo ist nur unser schönes Derby geblieben?«, rätselte der TSG-Vorsitzende. »Früher haben wir mit Messer zwischen den Zähnen um jeden Meter Hallenboden gekämpft.«

Derweil die TSG ihren dritten Tabellenplatz festigte, benötigt der TuS 97 weiterhin einen »Sicherheitspunkt«. Der Aufstieg des TuS Volmetal ist um eine weitere Woche vertagt worden. Der Primus unterlag beim Tabellenzweiten TuS Spenge mit 26:27.

»Freundschaftsspiel«
Stimmen zum Derby – Hoff trauert Punkt hinterher


TSG-Trainer Michael Boy:Phasenweise habe ich mich bei einem Freundschaftsspiel gewähnt. Die Jöllenbecker hatten genauso wenig Feuer wie wir. Alle Jungs haben nicht den letzten Schritt gemacht. In der ersten Hälfte haben wir das umgesetzt, was wir wollten. Als bei uns die Kraftreserven zurückgingen, kam Jöllenbeck besser ins Spiel. Als Luca Werner platt war, hat uns der Kopf gefehlt.

TuS 97-Trainer Walter Schubert:Wir haben die erste Halbzeit verschlafen und uns fünf Gegenstoßtore eingefangen. Durch unsere schlechte Angriffsleistung sind wir deutlich in Rückstand geraten. Erst als wir in der Deckung aggressiver zugelangt haben, fiel der TSG nicht mehr viel ein. In der entscheidenden Phase sind zwei Gegenstoßpässe leider nicht angekommen. Das hat uns ein besseres Ergebnis gekostet. So sind wir für unsere Abwehrleistung am Ende nicht mehr belohnt worden.

Matthias Geukes, TSG-Teammanager:Nicht schön, aber gewonnen. In der Schlussphase fing das Herz doch noch an zu puckern. Ich hätte mir gerne ein paar mehr Tore Differenz gewünscht. Jöllenbeck hat von unserer Schusseligkeit profitiert.

Achim Fensing, Sportlicher Leiter TuS 97:Aufgrund des Spielverlaufes kam so etwas wie Spannung 50 Minuten lang nicht auf. Wir haben Profit daraus gezogen, dass die TSG am Ende im Rückraum nicht mehr funktioniert hat und das Ergebnis verwalten wollte.

Christian Hoff, TuS 97-Spieler:Schade. Wir hätten einen Punkt mitnehmen können. Am Anfang war die TSG klar überlegen. Wir haben unsere freien Dinger nicht reingemacht und es dem Gegner so leicht gemacht. In dieser Halle zu spielen, ist immer cool. Ein Erlebnis für jeden Spieler

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