1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 18.04.15
TSG A-H Bielefeld möchte unbedingt die Hinspielscharte gegen den TuS 97 auswetzen. »Das Derby ist immer noch das Derby! Die Jungs müssen brennen!« Trainer Michael Boy ist es piepegal, dass seine TSG A-H Bielefeld und auch der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck im Saisonendspurt der Handball- Oberliga bloß noch Statisten und allenfalls zu tabellarischer Kosmetik fähig sind.

So rückt am Samstag (19 Uhr, Seidensticker Halle) die alte Rivalität in den Vordergrund. Hier hat der TuS 97 aufgrund des spitzen 28:23-Hinspielstachels zwei bleibende Prestigepunkte für die Annalen eingesackt – und Wut geschürt. Die TSG gedenkt´s unbedingt auszugleichen. »Wir sind damals verschämt aus der Halle gegangen. Das war einfach schlecht. Zweimal gegen Jöllenbeck zu verlieren, käme einer Höchststrafe gleich«, sagt TSG-Teammanager Matthias Geukes, dessen Lieblings-Mantra (»Wir wollen Zweiter werden«!) ungebrochen Gültigkeit hat. Auf dem Weg dahin möchte sich der Gast als Ärgernis ins Gedächtnis einbrennen. Die Jürmker müssen noch Beute machen, wollen sie das Vorjahresergebnis – Platz fünf – wiederholen. »Es ist ein lohnendes Ziel, zweimal gegen die TSG zu gewinnen«, hat Hermann Hippe schon frech angekündigt.

Nach zwei knappen Siegen registriert TuS 97-Trainer Walter Schubert eine Aufwärtstendenz. »Wir haben ein reizvolles Restprogramm und wollen punkten. Die Abwehr wird Samstag ausschlaggebend sein. Wenn wir so stehen wie im Hinspiel, dazu wieder ruhig und sachlich unsere Chancen ausspielen und die auch effizient nutzen, können wir in der Seidensticker Halle bestehen«, orakelt er.

Jöllenbecks Sportlicher Leiter Achim Frensing, der Luftlinie einige hundert Meter vom Heeper Dom entfernt wohnt, gibt sich ruhig und entspannt und möchte »keine künstliche Stimmung« inszenieren. Daher lehnten die Nord-Bielefelder auch eine Anfrage der TSG zwecks gemeinsamer Pressekonferenz im Vorfeld ab. »Die Brisanz ist raus. Das ist einfach so. Trotzdem hoffe ich auf einen guten Zuschauerbesuch. Das haben sich die Mannschaften verdient. Wenn man so will, geht es ja um die Stadtmeisterschaft«, so Frensing. Henning Kiel (Auslandspraktikum in Bangkok) fehlt den 97-ern. Hinter dem Einsatz Benjamin Zöllners (Wadenverletzung) steht ein Fragezeichen.

Die TSG muss für den Rest der Saison neben Julian Stübber (Kreuzbandriss) und Leon Prüßner (Finger) auf Phil Holland (Prellung des Schienbeinkopfes) verzichten. Der Haupttorschütze wird der Partie auf Krücken beiwohnen. Boy darf also mal wieder improvisieren. Es ist wohl davon auszugehen, dass Mittelmann Luca Werner (der in der Woche wegen Fußproblemen mit dem Training ausgesetzt hat) für den halblinken Rückraum gesetzt ist und sich Alexander Wiese mit Marcel Ortjohann die Spielmacherrolle teilt.

Michael Boy verspricht sich einiges von der Rückkehr Carl-Moritz Wagners. »Das kann uns einen kleinen Schub geben. Calle ist einer, der motivieren, der die Jungs mitreißen kann. Wenn er Vollgas gibt, ist im Training gleich eine ganz andere Stimmung.«

Matthias Geukes (»Wir sind in dieser Saison in der Seidensticker Halle noch unbesiegt«) betont, dass die Qualität des Kaders immer noch ausreichen müsse, um die 97-er zu bezwingen. »Eine weitere Herausforderung ist, sich eine gute Ausgangsposition für die nächste Saison anzueignen. Da ist ein Sieg in so einem Spiel einfach wichtig fürs Selbstwertgefühl.« Dass dafür eine »eklige 3:2:1-Abwehr« (Boy) überwunden werden muss, steht für den TSG-Coach außer Frage. »Wir müssen anders als im Hinspiel sofort Zugriff aufs Spiel finden«, fordert er von Beginn an eine aggressive Grundstimmung.

Wer eine Nähmaschine benötigt, sollte sich das Derby nicht entgehen lassen. Die Dürkopp Adler AG, mit zahlreicher Belegschaft im Publikum, stiftet drei Haushaltsnähmaschinen, die zugunsten des TSG-Jugendfördervereins verlost werden. Außerdem hat sich Arminias Geschäftsführer Marcus Uhlig zum Derby-Sport-Talk vor dem Spiel angekündigt.

Die schlimme Zeit des Zuschauens ist Vergangenheit. »Das war für mich in der Reha immer ein großes Ziel, eine Motivation. Zu diesem Spiel wieder fit zu sein.« Carl-Moritz Wagner hat es geschafft. Der Kreisläufer der TSG A-H Bielefeld, im zweiten Saisonspiel beim 34:26-Heimsieg über die HSG Menden-Lendringsen als neunfacher Torschütze mit einem Kreuzbandriss ausgefallen, gehört sieben Monate später im Stadtduell gegen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck wieder zum Kader. »Ein Derby ist immer was Besonderes. Auch wenn es vielleicht nicht das optimale Spiel zum Einstieg ist.«

TSG-Kapitän »Calle« Wagner feiert Comeback nach Kreuzbandriss

Das erste Treffen war zurecht mit 23:28 verloren gegangen. Wagner erinnert sich: »Es war eines unserer schlechteren Spiele. Jöllenbeck hat uns da in Sachen Einstellung etwas vorgemacht. Diesmal wollen wir den Spieß umdrehen und Ballgewinne für leichte Tore erzwingen. Kampf ist Einstellungssache.« Der Kapitän prophezeit harte Arbeit und möchte vor allem in der Deckung als Stabilitätsfaktor seine Duftmarke setzen. »Ich bin ausgeheilt. Das Knie hält, auch wenn ich es nach der Belastung immer spüre. Für zweimal zehn Minuten sollte es reichen. Doch ich hatte sieben Monate keine Wettkampfpraxis und muss erst langsam wieder reinkommen. Ich bin noch nicht da, wo ich am Tag der Verletzung war.«

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