Siegen ist ein Gefühl. Siegen ist es egal, wie sie zustande kommen. Das 26:24 der TSG A-H Bielefeld über Oberliga-Kellerkind Senden war ein Ertrag harter Arbeit – und das macht stark. »Jetzt fahren wir mit breiter Brust nach Spenge«, sagt Trainer Michael Boy.

Für die TSG war es das vorletzte Saisonspiel im Heeper Dom. Für Heimkehrer Diethard von Boenigk (»Es ist wunderschön, hier zu sein«) das erste seit 19 Jahren; 1996 hatte er seine Zelte als Bielefelder Zweitligacoach abgebrochen. Klar, dass »Diedel« viele Hände schütteln musste. Teammanager Matthias Geukes bezeichnet von Boenigk als seinen »Entdecker«; vier Jahre lang spielte Geukes bei Sparta Münster unter dem Trainer von Boenigk. »Überragend ist, dass die Truppe sich heute noch jedes Jahr in der Weihnachtszeit trifft. Erst Sport, dann Essen gehen«, schwärmt Geukes. »Diedel hält das super am Laufen.«

Individuelle Klasse
»Zwei Punkte zu Hause behalten – das zählt«, fasste TSG-Mittelmann Luca Werner die 60 Minuten Schwerstarbeit zusammen. »Wir haben nicht die ganze Zeit so gedeckt, wie wir uns das vorgenommen hatten. So haben wir einfache Würfe Sendens zugelassen.« Als die Abwehr stabiler stand und auch Gegenstöße gelaufen werden konnten, besserte sich die Optik. »Letztlich hat auch unsere individuelle Klasse den Ausschlag gegeben.«

Drei Freude-Spiele
»Es war ziemlich schwer, Senden in die Köpfe der Spieler zu bekommen. Denn jetzt kommen drei Spiele, auf die sich die Mannschaft unheimlich freut«, erklärt Michael Boy – in Spenge (21. März), in Volmetal (11. April) und gegen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck (Sa., 18. April, 19 Uhr, Seidensticker Halle). Zu einem Comeback Carl-Moritz Wagners wird es an diesem Samstag wohl noch nicht kommen. »Die Operation ist jetzt fünf Monate her. Ich habe super Lust. Aber warum überstürzen?«, meint der hin- und hergerissen.

2:10 Punkte in Folge
Beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck verschärft sich die Lage. »Ich weiß gar nicht, wann wir das letzte Spiel gewonnen haben«, stammelte Hermann Hippe nach dem erneuten 30:32-Rückschlag gegen SG Handball Hamm II. Kein Wunder, denn das 32:28 gegen Gevelsberg liegt schon mehr als sieben Wochen zurück. Seitdem blieben die Jürmker in sechs Spielen ohne Sieg. Der Antilauf von 2:10 Punkten in Folge nimmt die Mannschaft spür- und sichtbar mit. »Wir haben irgendwie eine Blockade im Kopf«, meint Hippe. Die Blockade sollte schnellstens gelöst werden, denn »die Messe ist noch nicht gelesen«, wie Jöllenbecks zum Saisonende ausscheidender Rechtsaußen feststellt.

Der Druck nimmt zu
Noch beträgt der Vorsprung des auf Platz neun abgestürzten TuS 97 auf den Vorletzten Gevelsberg-Silschede sechs Punkte. Auf den Drittletzten ASV Senden sind es nur vier Zähler. Und da neben dem Soester TV auch der VfL Gladbeck in der 3. Liga West vom Abstieg bedroht ist, könnte das Szenario eines dritten Oberliga-Absteigers durchaus noch zur Realität werden. »Wir müssen in den letzten sechs Spielen alles geben. Die Jungs müssen jetzt beweisen, dass sie Qualität haben«, fordert Trainer Walter Schubert. Dem ist vor allem die fehlende Konsequenz im Abschluss und die damit verbundene Fehlwurfquote ein »großes Rätsel«. Hinzu kommt, dass es um das Nervenkostüm nicht gut bestellt ist. Schubert: »Die Jungs machen sich den Druck ja selbst, können damit scheinbar aber nicht umgehen.«

Ohne Leidenschaft
Festzuhalten bleibt aber auch, dass eine so leidenschaftslose Vorstellung wie in der ersten Halbzeit gegen Hamm, die in ein 11:17 gipfelte, ein alarmierendes Gesamtbild zeichnet. »Das war eine Katastrophe. Die Mannschaft, die mehr wollte, waren nicht wir«, stellte Hermann Hippe fest: »Wir müssen jetzt den Kopf aus der Schlinge ziehen.« Ob das ausgerechnet am Samstag bei SF Loxten gelingt, das Spitzenreiter TuS Volmetal beim 31:31 einen Punkt abluchsen konnte, scheint fraglich. »Wir stecken in einer schwierigen Situation«, weiß Schubert. Dabei könnte auch die künftige Kaderplanung, die noch einige Fragezeichen beinhaltet, eine Rolle spielen. Einziger Neuzugang ist bislang Daniel Meyer (TSG). Dafür stehen Hermann Hippe, Christian Hoff und Keeper Jörg-Uwe Lütt als Abgänge fest und die sportliche Zukunft von Henning Kiel ist weiter ungewiss. »Wir sind mit mehreren Spielern in Gesprächen und werden etwas verkünden, wenn es soweit ist«, versichert der Sportliche Leiter Achim Frensing. Linkshänder Tim Wieling aus der Bundesliga-A-Jugend von GWD Minden wird im Sommer nicht nach Jöllenbeck wechseln. Er hat sich für die Offerte von GWD II entschieden.

Reserve trumpft auf
Die Jürmker Reserve hat es der Ersten vorgemacht, was mit Kampf und der richtigen Einstellung möglich ist. Schon vor dem 27:26-Streich gegen Verbandsliga-Spitzenreiter HTV Sundwig/Westig, der zuvor in 49 (!) Meisterschaftsspielen (48 Siege) ungeschlagen geblieben war, hatte TuS 97-Trainer Eric Husemann (»Wir wollten Sundwig nicht ungeschlagen durch die Saison gehen lassen«) ein gutes Gefühl. Dass dieses tatsächlich in der sportlichen Sensation gipfelte, lässt Husemann zuversichtlich nach vorn schauen. »Das gibt uns natürlich Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. Wir sind jetzt etwas besser positioniert, müssen aber am Samstag in Verl schon wieder nachlegen, wenn wir entscheidend Boden im Abstiegskampf gutmachen wollen.« Die TuS 97-Reserve ist weiterhin Vorletzter; der Rückstand auf Ladbergen beträgt aber nur noch ein Punkt. Unabhängig von der künftigen Ligazugehörigkeit bleibt Eric Husemann auch in der kommenden Saison Trainer der Jöllenbecker Reserve.

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