1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 15.12.14
TSG mit Gruselhandball zum 22:21-Sieg gegen Augustdorf / Hövelhof. »Das war keine Handball-Feinkost«, gestand Michael Boy ein. Doch beim Trainer der TSG A-H Bielefeld überwog nach dem 22:21 (10:9)-Heimsieg über die HSG Augustdorf / Hövelhof die Erleichterung, endlich wieder gepunktet zu haben.

»Wir haben den Kampf angenommen«, hob Boy als positive Erkenntnis hervor. Die angestrebte Rehabilierung für die Derbyniederlage beim TuS 97 glückte bloß rein ergebnistechnisch. Die Art und Weise, wie die Saisonzähler 13 und 14 eingefahren wurden, stimmte oft bedenklich. Nach dem Ausfall Luca Werners (Knieverletzung im Training) übernahm zunächst der junge Alex Wiese den Part in der Rückraummitte. Bis zum 3:0 (6.) lief alles nach Plan. Augustdorfs limitierte Mittel im Angriff brachten die TSG-Deckung kaum in Verlegenheit. Erstes aufblitzendes Unvermögen im Bielefelder Angriff schenkte dem Tabellenzwölften den 3:3-Ausgleich (8.).

Wenn nichts ging, ging wenigstens Pascal Welge. Vor allem den Paraden des Torhüters war es zu verdanken, dass die TSG bis zur 21. Minute auf 9:3 davonpreschen konnte. »Heute wird es nicht Nerven aufreibend«, gab sich Carl-Moritz Wagner auf der Tribüne »tiefenentspannt.« Doch er hatte die Rechnung ohne seine Mitspieler gemacht, die im Angriff zunehmend einfallsloser wirkten. »Wir haben komplett den Faden verloren und irgendwie das Handball spieleneingestellt«, meinte Tobias Fröbel. Michael Boy änderte mehrfach die Regisseurs-Besetzung. Doch weder Marcel Ortjohann noch Nils Prüßner wussten entscheidende Akzente zu setzen. Auf konstant hohem Niveau blieb lediglich die Fehlerquote.

Der Coach monierte »Larifari. Mit unseren Fehlern haben wir den Gegner zu Tempogegenstößen eingeladen.« Sieben torlose TSG-Minuten schenkten dem OWL-Nachbarn den 9:8-Anschluss (28.). Die Pausenbilanz: Die TSG-Vorstellung war weit entfernt von der eines Spitzenteams. Nur acht Feldtore und die Erkenntnis, dass es ohne Welge noch böser hätte aussehen können. Michael Boy hätte Phil Holland (Schulter) zu gerne Schonung gegönnt. Nach dem Wechsel lenkte der Shooter das Spiel, erzielte gleich das 11:9. Endlich Druck aus dem Rückraum! Als Nils Strathmeier einen Konter zum 12:9 versenkte (32.), schien die TSG in der richtigen Spur. Die Tatsache, dass der 47-jährige André Tempelmeier mit einem Gegenstoß das mangelhafte TSG-Rückzugsverhalten bestrafen konnte (12:11, 34.) zeigte, wie es um die Hausherren bestellt war. Es entwickelte sich ein reines Kampfspiel. Nach dem 20:16 (Heber Leon Prüßner, 50.) kochten die Emotionen hoch. Nach einem Foul an Skrobic hob Julian Stübber den Lipper etwas zu ungestüm auf, der schlug ihm mit der Faust ins Gesicht – beide sahen die Rote Karte. Die Würgerei ging weiter. Die Quittung: Nico Schmeckthal markierte in der 56. Minute per Siebenmeter den 20:20-Ausgleich.

Leon Prüßner veredelte nun seine Balleroberung mit dem 21:20 (58.). Den Knockout verpasste Holland; Torwart-Ikone Ronny Krüger parierte seinen Strafwurf. Auf der anderen Seite drosch Schmeckthal eine Marke an die Latte, obwohl Kevin Becker schon auf dem Hosenboden saß. Nils Prüßner band den Sack zu. TSG-Chef Heinrich Rödding pustete durch. »Die Leistung war nicht ideal. Das war Kampf und Krampf, und das können wir anders.« Sei´s drum. Der Gruselhandball hievte die TSG über Nacht in der Anderswelt-Tabelle auf den zweiten Platz.

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