1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 29.09.14
Werner erlöst TSG beim 26:24 gegen Möllbergen – starke Torhüter. Die TSG A-H Bielefeld geht mit einem Erfolgserlebnis in die dreiwöchige Spielpause der Handball-Oberliga und hat sich mit 5:3 Zählern im oberen Tabellendrittel festgesetzt. 410 Zuschauer im Heeper Dom sahen einen schwer erkämpften 26:24 (14:11)-Sieg über das neue Schlusslicht Möllbergen.

»Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht. Doch wir haben gewonnen. Und nur das zählt heute«, sagte ein erleichterter Carl-Moritz Wagner nach dem intensiven Schlagabtausch. Der Langzeitverletzte vertrat den beruflich verhinderten Michael Boy (Messe) und musste lange mit zusehen, wie sein Team es versäumte, für klare Verhältnisse zu sorgen. Drei »linke« Treffer Simon Wittes brachten den TuS Möllbergen anfangs dreimal in Führung (2:3, 6.), doch mit einem Doppelschlag drehte der dynamische Nils Prüßner das Resultat – 4:3 (9.). In der Folge ließ der Gastgeber nur noch ein Mal einen Gleichstand zu.

Weil Leon Prüßner (starke Armprellung und -quetschung) pausieren musste, stand Routinier Henrik Ortmann im Aufgebot. »Jede Mannschaft kann sich glücklich schätzen, einen wie Ötti in der Hinterhand zu haben«, lobte Calle Wagner den fünffachen Torschützen, der in seiner unnachahmlichen Weise die Brechstange hervorkramte, wenn es drauf ankam.

Die TSG löste oft auf, um mit zwei Kreisläufern zu agieren, doch die Bemühungen waren zu eng ausgelegt. Dazu hatte Daniel Meyer einen schwarzen Tag erwischt. Neben zwei vergebenen Siebenmetern ließ er mehrere klare Chancen liegen. Dafür war Pascal Welge auf der Hut und parierte unter anderem zwei Strafwürfe. Das 14:11 zur Halbzeit – die Deckung ließ lediglich acht Möllbergen-Treffer aus dem geordneten Angriff zu – stellte keine Vorentscheidung dar.

Über 15:14 (35.) setzte sich die TSG wohl auf 19:16 (52., Heber Schnorfeil) ab, doch Möllbergen kämpfte unverdrossen. Jan Camen belohnte die Bemühungen mit dem 20:20-Ausgleich (47.). Jetzt trat Phil Holland, der sicher schon bessere Tage gesehen hatte, zum Siebenmeter an – und scheiterte an Jannis Finke. Gut, dass Kevin Becker über sich hinauswuchs und den möglichen Rückstand vereitelte. Ortmann (49.), Werner (52.) und Holland (53.) ließen den Heeper Dom mit dem 23:20 erbeben. Die Welt sah wieder freundlicher aus. Dass Nils Prüßner nach einem Foul noch einen Spruch in Richtung Referee nachschickte, hatte indes vier Finger des Unparteiischen sowie »Rot« für den Linkshänder zur Folge. Vier Minuten in Unterzahl! Möllbergen verkürzte auf 24:22 (57.). Jetzt musste auch Daniel Meyer für zwei Minuten runter. Vier gegen Sechs! Bei angezeigtem Zeitspiel traf Luca Werner erst aus der Drehung in höchster Not zum 25:22 und wenig später auch zum 26:23. Der Rest war roter Jubel.

Teammanager Matthias Geukes: »Wir haben uns in Unterzahl durchgewurschtelt. Kevin Becker hat uns im Rennen gehalten. Vorne war nicht alles Gold. Sowas kann sich auch mal rächen.« Möllbergens Trainer Bert Fuchs monierte das Überzahlspiel. »In der entscheidenden Phase war die Chancenverwertung schlecht. Wir haben uns fast selbst geschlagen. Mein Gefühl war, als ob die Mannschaft Angst vor dem Gewinnen hatte.« TSG-Chef Heinrich Rödding lobte vor allem die Einstellung. »Die Mannschaft hat sich an die Urkräfte erinnert und durchgebissen.« Die Angriffsquote machte ihn indes nachdenklich. »Da ist noch viel Sand im Getriebe. Weil wir nicht konsequent genug waren, ist Möllbergen jederzeit in Schlagdistanz geblieben. So haben die Zuschauer was geboten bekommen.« Auch Pascal Welge griente angesichts der Dramatik: »Die Fans wollen es ja spannend.«

Willkommene Ablenkung für Trainer Wagner
»Ich hatte noch nie eine schwerwiegende Verletzung, bin nie länger als ein Spiel ausgefallen«, sagt Dr. Carl-Moritz Wagner düster. Seit Freitag hat er Gewissheit, dass der Kreuzbandschaden seines Knies schlimmer ist als ursprünglich gedacht. Wagner wird wohl um eine Operation nicht herumkommen und folglich in dieser Saison nicht mehr eingreifen können. »Das waren 60 Minuten pure Emotion. Dieses Spiel war eine willkommene Abwechslung für mich. Zu Hause werde ich wieder deprimiert sein«, meint der 29-jährige Kreisläufer. »Ich kann Michi Boy jetzt besser verstehen. Aber ich muss sowas nicht jedes Wochenende haben.« Teammanager Matthias Geukes deutet an, dass die TSG den Markt sondiere. Gefahndet wird nach einem adäquaten Kreisläufer, der Tobias Fröbel entlasten kann. »Ein Ortmann oder Geukes kann nicht die favorisierte Lösung sein.«

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